Hygiene spielt in der menschlichen Entwicklung eine entscheidende Rolle. Erst die Eindämmung von Krankheiten hat die Grundlage für weitere zivilisatorische Leistungen geschaffen. Das Thema ist so wichtig, dass es in Dresden sogar ein eigenes Museum dazu gibt: Das Deutsche Hygienemuseum. Und nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die Bedeutung sorgfältiger Hygiene noch einmal unterstrichen. An der Börse spielt das Thema Hygiene auch eine Rolle. Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit oder Konsumgüter des täglichen Bedarfs gelten als antizyklische, defensive Sektoren, die auch in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten solide Erträge liefern. Das macht sie für Investoren attraktiv. Im Fokus stehen dabei einige große internationale Konzerne.
Uns überzeugt die Positionierung im Markt. Reckitt Benckiser verfügt über starke Marken verstreut über profitable Branchen und Märkte globaler Länder, die für stabiles und zugleich überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zur Weltwirtschaft sorgen. Daraus ergeben sich schöne Kapitalrenditen.
Jeder hatte vermutlich im Haushalt schon einmal mit Produkten von Calgon oder Sagrotan zu tun, auch Clearasil und Kukident dürften in dem einen oder anderen Badezimmer zu finden sein. Die Markennamen gehören mittlerweile fest zu unserem Alltag − aber kaum jemand kennt das Unternehmen dahinter. Dieses Schicksal teilt Reckitt mit anderen großen Markenunternehmen im Bereich der alltäglichen Konsumgüter. Beispiel Unilever, ein weiteres Unternehmen aus unseren Portfolien. Hier sind die Marken mit Axe, Coral oder Domestos aus dem Segment Körperpflege und Reinigung deutlich bekannter als der Gesamtkonzern.
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Quelle: Investor Präsentation Reckitt Benckiser Stand: 2020
Dabei hat Reckitt Benckiser sogar deutsche Wurzeln. Das Unternehmen entstand 1999 durch die Fusion des britischen Unternehmens Reckitt & Colman mit der Benckiser N.V., die auf das deutsche Chemieunternehmen Joh. A. Benckiser GmbH zurückgeht. Reckitt, wie das Unternehmen sich mittlerweile verkürzt nennt, ist heute der globale Marktführer bei Haushaltsreinigern und zudem international führend als Hersteller von Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln. Dabei stehen 19 Marken im Fokus. Das Gute an solch starken Markenstellungen: Funktionieren Produkte in nationalen Märkten, so ist es oft mit wenig Aufwand möglich, diese Marke global auszurollen – denn das Hygienebedürfnis vieler Menschen auf dieser Erde gleicht sich doch immer mehr an.
Und das Unternehmen ist heute ein wirklicher Global Player mit Niederlassungen in 60 Ländern. Verkauft werden die Produkte dabei in rund 200 Ländern. Über 20 Millionen Reckitt-Produkte gehen weltweit täglich über den Ladentisch.
Neben Hygiene ist Reckitt noch in den Bereichen Pharma und Ernährung tätig, wobei diese Bereiche im Vergleich zum Hygiene-Teil vom Umsatz her noch deutlich kleiner ausfallen. Mit Sicht auf die nächsten Jahre deutet sich allerdings eine Verschiebung bei der Umsatzverteilung an: Schon 2022 hat das Gesundheits-Segment ein starkes Wachstum erzielt.
Der weltweite Vertrieb bringt logistisch natürlich eine Menge Herausforderungen mit sich. Rund die Hälfte der 200.000 Mitarbeiter, die Reckitt weltweit beschäftigt, sind im Bereich Vertrieb und Logistik beheimatet. Reckitt arbeitet ständig daran, diese Prozesse zu optimieren. Seit 2001 wird zunächst testweise auf dem wichtigen US-Markt Künstliche Intelligenz genutzt, um die Kundennachfrage besser kalkulieren zu können. Beim sogenannten Machine Learning werden mehr als 200 verschiedene interne und externe Echtzeitdaten ausgewertet. So lassen sich Volatilitäten in der Nachfrage besser steuern. Das System soll künftige in weiteren Märkten ausgerollt werden. Und auch beim E-Commerce ist Wachstum angesagt. Dabei baut Reckitt vor allem auf den Erfahrungen auf, die in den letzten Jahren in China gemacht wurden. China gilt als der fortschrittlichste E-Commerce-Markt der Welt. 2021 überstiegen die Online-Verkäufe hier erstmals den Absatz in den stationären Geschäften. Und auch für Reckitt wird der Online-Handel immer wichtiger. Seit 2018 hat sich der Umsatz über E-Commerce verdoppelt. In den nächsten fünf Jahren sollen rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus dem Online-Handel kommen.
Eine wichtige Rolle bei der Bewertung eines Unternehmens spielt für uns je bekanntermaßen die Eigentümerstruktur. Wir suchen nach Unternehmen, die eigentümergeführt sind und in denen das Management und der Aufsichtsrat „skin in the game“ haben, also selbst maßgeblich am Unternehmenserfolg beteiligt sind.
Reckitt ist stolz auf die eigene starke Eigentümerkultur. So gibt es für das gehobene Management Mindestanforderungen bei der Aktienbeteiligung. In Summe sind so mehr als 20.000 Mitarbeiter in verschiedenen Programmen involviert. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass die Anforderungen sowohl kurz- als auch langfristig nicht besonders hoch angesiedelt sind. Daher gibt es nur wenige Anreize für das Management über das Mindestmaß hinauszugehen. So etwas beobachten wir regelmäßig bei Unternehmen, wenn ein Aufsichtsrat, der selbst gar nicht oder nur sehr gering am Unternehmen beteiligt ist, dann Konditionen mit dem Management aushandelt.
Insgesamt liegt Reckitt bei den Regelungen der Aktienbeteiligung für Mitarbeiter nur leicht über dem Durchschnitt – nimmt aber keine herausragende Rolle ein im Vergleich zu den Mitbewerbern ein.
Punkten kann Reckitt mit einer großen Stabilität, die allein schon aus der mehr als 200-jährigen Unternehmensgeschichte resultiert. Als stabile Basis des wirtschaftlichen Burggrabens fungieren vor allem die vielen starken Marken des Unternehmens, die zudem global eingesetzt werden. Doch gerade in Zeiten stetig steigender Preise liegt hier auch ein Risiko. Verbraucher schauen im Alltag auf die Preise und greifen vielleicht häufiger zu Handelsmarken aus dem günstigeren Segment – denn sauber machen diese Produkte auch. Hier arbeitet Reckitt mit einer stärkeren Diversifikation der Absätze dagegen. Vor allem der Anteil des Gesundheitssektors soll weiter ansteigen.
Das ist auch ein Ziel des neuen Interims-CEO Nicandro Durante. Sein Vorgänger Laxman Narasimhan hatte das Unternehmen zum 30. September 2022 aus persönlichen Gründen verlassen. Durante war bis 2019 Vorstandschef von British American Tobacco. Er hat schon angekündigt, dass er den breit gefächerten Konzern auf einen langfristigen, nachhaltigen und auch stabilen Wachstumskurs bringen möchte.
Bei der Einschätzung der weiteren Chancen schauen unsere Analysten fünf Jahre in die Zukunft. Doch bei so langlebigen Konzernen wie Reckitt lohnt auch der Blick zurück. Und hier zeigt sich die Stabilität des Geschäftsmodells, selbst wenn es auf Jahresbasis einmal zu Schwankungen kommen sollte. So erreichte der britische Konzern zwischen 2012 und 2022 – also in den vergangenen zehn Jahren – ein jährliches Umsatzwachstum von 4,2 Prozent. Beim Gewinn ging es jährlich um 4,4 Prozent nach oben. Damit erreicht Reckitt stabile Wachstumsraten oberhalb der globalen Konjunktur. Das ist ohne Frage eine stabile Basis für ordentliche Erträge.
Etwas anders fällt die Bilanz der vergangenen fünf Jahre aus. Hier stieg der Umsatz zwar auch stabil um 4,8 Prozent pro Jahr. Beim Gewinn jedoch hat es einen deutlichen Rückgang um rund 14 Prozent pro Jahr gegeben. Das lag vornehmlich am Geschäftsjahr 2019, in dem ein ungewöhnlich hoher Verlust von fast 3,7 Mrd. Brit. Pfund erzielt wurde. Auslöser waren massive Abschreibungen auf einen Geschäftszweig mit Babynahrung.
Die Gewinnsituation hat sich 2022 deutlich verbessert und auf Basis der Schätzungen wird sich dieser Trend auch 2023 fortsetzen. Gleiches gilt für den Cashflow, der nach 1,94 Mrd. Pfund in diesem Jahr sogar auf 2,2 Mrd. Pfund ansteigen soll. Zuletzt hatte Reckitt die Spanne für das erwartete Umsatzwachstum angehoben.
Die folgende Grafik zeigt in diese Geschäftszahlen noch einmal zusammengefasst. Die linke Achse gibt die Umsätze in Mrd. britische Pfund an, die rechte Achse zeigt den Gewinn pro Aktie im selben Zeitraum (ebenfalls in brit. Pfund).
Quelle: Bloomberg Stand: 30.06.2022
Reckitt Benckiser erlebte in den letzten Jahren aus Anlegersicht gewissermaßen eine Metamorphose vom zunächst schönen Schwan zum hässlichen Entlein. Doch nun ist das Entlein dabei, sich wieder zurück zu verwandeln.
Bezogen auf den wichtigen Umsatzträger der Drogerieprodukte lässt sich feststellen: Die Drogerie- und Kosmetikprodukte haben in der Corona-Pandemie kräftig profitiert und profitieren nochmal durch die Aufhebung der Corona-Restriktionen. Das weltweite Gesundheitsbewusstsein ist nach der Pandemie zwangsläufig gestiegen. Hygiene- und Desinfektionsmittel können seitdem teurer und in größerem Umfang verkauft werden. Zudem werden weltweit die Corona-Restriktionen aufgehoben. Zwar sinkt damit die Nachfrage nach Desinfektions- und Hygieneprodukten im privaten Bereich leicht, die Nachfrage bei professionellen Abnehmern steigt hingegen stark an. Gastronomie, Veranstaltungen, Flughäfen, Bahnhöfe und Hotels sind alle mit Hygienekonzepten ausgestattet, um die Corona- Infektionen niedrig zu halten und den Gästen ein sorgenfreies Gefühl zu bieten. Zentraler Bestandteil der Konzepte sind Hygiene- und Desinfektionsmittel. Davon sollte Reckitt nach unseren Erwartungen profitieren können.
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