Shareholder Value News

Charter Communications Aktienanalyse: Der Daten-Versorger aus den USA

Geschrieben von Heiko Böhmer | Dienstag, 19.10.2021
Klassische Versorger bringen Gas, Wasser oder Strom zu den Kunden. Moderne Versorger bringen Telekommunikations-Dienstleistungen. Genau in diese Kategorie fällt Charter Communications. Die Nummer zwei auf dem US-Kabelnetzmarkt hat aktuell rund 53 Millionen Verträge im Bereich der Privat- und Geschäftskunden. In diesem stabilen Markt gewinnt Charter Communications stetig neue Marktanteile hinzu. Durch die straff organisierte Struktur kann das Unternehmen günstigere Preise als die Konkurrenz anbieten und so den wirtschaftlichen Burggraben und die Marktanteile ausbauen. Diese Strategie hat uns überzeugt, so dass wir die Aktie in unsere Mandate, wie den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, aufgenommen haben.

Charter Communications ist einer der größten Kabelbetreiber in den USA. Das Unternehmen betreibt Breitbandnetzwerke mit klassischen koaxialen Verbindungen oder Fiberglasnetzwerke in etwa 40 US-Bundesstaaten. Die mehr als 96.000 Mitarbeiter versorgen die Kunden mit verschiedenen Netzwerkdiensten (Video oder auch Daten) ebenso, wie mit dem herkömmlichen analogen Kabelfernsehen. Zudem bietet Charter Communications Telefondienste über das Breitbandnetzwerk an und ist mit der Marke Spectrum als Anbieter von Mobilfunkdienstleistungen aktiv.

Charter Communications profitiert von einem großen Vorteil der Vereinigten Staaten: Im Vergleich zu anderen Versorgungssparten, wie Gas oder auch Wasser, ist der Bereich der Dateninfrastruktur nur wenig reguliert. Genau das bietet Unternehmen einen größeren Spielraum bei der Preisgestaltung.

 

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Hoher Standard: 200 Mbit-Datenverträge schon für mehr als die Hälfte der Kunden

 

Ende 2020 hatten schon mehr als 85 Prozent der Charter-Internet-Kunden Datenpakete mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 Mbit, rund die Hälfte der Kunden nutzte Geschwindigkeiten von 200 Mbit oder sogar mehr. Das sind Werte, von denen wir in Deutschland nur träumen können. Das liegt auch an den hohen Investitionen. Charter hatte das Kabelnetz zuletzt deutlich modernisiert, um hier auch größere Bandbreiten dauerhaft anbieten zu können. In den Jahren 2017 und 2018 wurde beispielsweise ein Investitionsprogramm in Höhe von 400 bis 500 Millionen Dollar vorangetrieben

Das Geschäftsmodell von Charter gehört zu den Bereichen, die sich in der Coronapandemie als krisenresistent erwiesen haben. So haben alle maßgeblichen Bilanzkennzahlen im zweiten Quartal 2021 sogar bessere Daten geliefert als im Jahr zuvor, wo doch die Corona-Krise für massive Belastungen sorgte. Selbst in diesem schwierigen Umfeld legte der Umsatz um knapp drei Prozent zu.

Auch der Blick auf die Nachhaltigkeitsziele (Nachhaltigkeit bei Shareholder Value) überzeugt uns. So strebt das Unternehmen die CO2-Neutralität seiner Geschäftsaktivitäten bis zum Jahr 2035 an. Doch auch im sozialen Bereich will Charter Communications Akzente setzen und das schon deutlich früher. Der Mindestlohn im Unternehmen soll schon im kommenden Jahr auf 20 Dollar pro Stunde angehoben werden. Erst im März 2021 hatte es eine Anhebung auf 18 Dollar Stundenlohn gegeben.

 

Starke Business-Owner bringen Stabilität

 

Bei all unseren Investments schauen wir genau nach den vier Prinzipien des Value Investings. Ein Prinzip ist der Business-Owner.

Unter einem Business-Owner verstehen wir eine starke Präsenz von Großaktionären oder sogar einer Eigentümerfamilie, die für Stabilität sorgen. Oft zeigt sich das an der langfristigen Strategie, die dann nicht an Quartalen, sondern auf Sicht der nächsten Jahre ausgerichtet wird. Dieser Aspekt spielt bei Charter Communication eine ganz besondere Rolle.

Auch wenn ein gutes Management allein noch keinen dauerhaften wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil liefert, so kann das Management bei Charter Communications doch an dieser Stelle überzeugen. Der aktuelle CEO Thomas M. Rutledge ist nicht nur schon seit 2012 im Amt. Er ist auch bereits seit Jahrzehnten in der Branche tätig – zuletzt als COO bei Cablevision Systems. Rutledge hat das Unternehmen in einer sehr schwierigen Marktphase übernommen und schon damals die langfristige Strategie ausgegeben, die Marktanteile in den USA stetig zu steigern. Charter Communications investiert dabei frühzeitig in immer höhere Datengeschwindigkeiten und bietet diese hochwertigen Dienstleistungen unterhalb des üblichen Marktpreises an. Genauso gelingt es Charter Communications, den Mitbewerbern stetig Marktanteile abzunehmen.

Diese Ausrichtung hat auch andere Investoren überzeugt. Der legendäre US-Investor John Malone ist derzeit der größte Einzelaktionär bei Charter Communications. In der Branche ist er als „Cable Cowboy“ bekannt, weil er zahlreiche US-Kabelunternehmen erfolgreich aufgebaut hat. Tatsächlich entdeckte Malone schon zu Beginn der 1970 er Jahre den Kabelsektor für sich. Dabei gefielen ihm damals besonders drei Dinge an dieser speziellen Branche:

  1. Planbare Umsätze wie bei einem Versorger
  2. Extrem hohe Wachstumsraten
  3. Angenehme Steuersituation

Malone hatte bis dahin eine Kombination dieser drei Charakteristika noch in keiner Branche entdeckt. Für ihn war klar: Ich möchte Karriere machen in diesem Sektor. Zu dem Zeitpunkt war Malone 30 Jahre alt. Heute ist Malone 80 Jahre alt und noch immer im Kabelgeschäft erfolgreich tätig.

Dabei schätzt er gerade jetzt die Chancen für die Branche wieder als besonders gut ein: „Wenn Sie glauben, dass die langfristigen Zinssätze aufgrund der Inflation hoch sein werden, war das immer gut für unsere Art von Branche, weil unsere Kostenstruktur weitgehend festgelegt ist. Inflation ermöglicht es, die Zinsen zu erhöhen und die Verbindlichkeiten abzuwerten. In der Vergangenheit war die Inflation ein Wachstumstreiber für unsere Art von Branche."

Mit dem starken CEO und dem in der Branche geachteten Großaktionär ist Charter Communications personell sehr gut aufgestellt, den eingeschlagenen erfolgreichen Weg auch weiter fortsetzen zu können.

 

Aktienrückkäufe wirken positiv

 

Bei Charter Communications setzt man auf die positiven Effekte von Aktienrückkäufen. Die langfristige Strategie sieht eine Rückkaufquote zwischen drei und vier Prozent pro Quartal vor. Das kann für die Struktur und den langfristigen Erfolg von Unternehmen eine Menge bringen. Seit dem dritten Quartal 2016 hat Charter Communications so rund 30 Prozent der eigenen Aktien zurückgekauft. Auf diese Weise reduzierte sich der Aktienbestand von 315 Millionen auf nur noch 213 Millionen. Gleichzeitig legte das maßgebliche operative Ergebnis auf Basis des EBITDA um 23 Prozent zu.

Bei diesen gesunden Bilanzdaten kann es Charter Communications sogar verschmerzen, dass das Unternehmen bezogen auf die Ertragskraft nicht die Nummer eins in den USA ist. Hier haben andere Unternehmen etwas höhere Werte aufzuweisen. Das zeigt sich an der maßgeblichen Kennzahl ARPU. Dahinter verbirgt sich der durchschnittliche Umsatz (Average Revenue Per User), den ein Kunde für ein Unternehmen bedeutet. Dies ist eine wichtige Kennzahl, um die Leistungsfähigkeit von Unternehmen im Mobilfunk oder Kabel - Business einschätzen zu können. Charter Communications kommt hier bei Privatkunden auf einen Wert von 110 Dollar während Comcast, der größte Mittbewerber und die Nummer eins der Branche in den USA, hier einen Wert von 150 Dollar erreicht. Die Ertragskraft bei Charter ist aber auch so hoch genug, um die eigene Strategie weiter fortzusetzen.

Dabei konzentriert sich das Unternehmen ganz klar darauf, die operativen Erträge weiter im Unternehmen anzulegen. Das ist ein deutlicher Unterschied zu vielen Unternehmen aus der Telekommunikations- oder Daten-Branche, die gerade als Substanzunternehmen häufig hohe Ausschüttungen an die Aktionäre vornehmen.

 

Datensektor wird weiter massiv wachsen

 

Auf Sicht der nächsten 5 - 10 Jahre ist der Datensektor der einzige Versorgungssektor, der deutlich wachsen wird. In den vergangenen Jahren ist das Datenvolumen jährlich um 30 Prozent angestiegen. Gleichzeitig hat es eine enge Verbindung gegeben zwischen der höheren Kapazität, die bei den Datenleitungen angeboten wurden und dem Konsum auf der anderen Seite. Hier gilt folgende Gleichung: Biete den Kunden mehr Bandbreite und sie werden mehr Datenvolumen benutzen.

Bei diesen Aussichten ergeben sich auch konkrete Wachstumsraten, die wir für erreichbar halten. So ist im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum von fünf Prozent gut möglich. In den Jahren bis 2025 sind vier Prozent Wachstum eine realistische Größe. Dieses Wachstum wird angetrieben durch neue Angebote, moderate, inflationsbasierte Preisanhebungen und auch durch den Verkauf von höherwertigen Datenpaketen an bestehende Kunden. Dabei sollen die Marktanteile, sowohl bei den Privat- als auch bei den Geschäftskunden, ausgebaut werden. Die Hochgeschwindigkeits-Datennetzte für Privatkunden sind dabei der wichtigste Wachstumsreiber auf Sicht der kommenden Jahre.

Wir sind insgesamt von der starken Wachstumsstrategie bei Charter Communications tatsächlich nachhaltig überzeugt.

 

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