Shareholder Value News

Der ETF von Shareholder Value im Interview erklärt

Geschrieben von Philipp Prömm | Montag, 27.6.2022

„Die 25 besten Aktienideen von Frank Fischer gibt es jetzt in einem ETF“

 

Shareholder Value Management ist vor allem für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen berühmt. Nun betritt das Team um Frank Fischer mit dem Frankfurter UCITS-ETF - Modern Value (WKN: FRA3TF) Neuland.

 

TiAM FundResearch: Herr Prömm, wie ist Shareholder Value Management auf die Idee gekommen, einen ETF zu lancieren?

 

Philipp Prömm: Wir hatten oft mit unseren Kunden die Diskussion darüber, dass wir gutes Stockpicking machen und sie gern ein reines Aktienprodukt auf dieser Basis haben möchten. Aber solche Fonds gibt es ja wie Sand am Meer. Daher haben wir uns gedacht, warum lanciert nicht auch mal eine Fondsboutique einen eigenen Aktien-­ETF. Der ist täglich handelbar und deshalb als Aktienbaustein gut geeignet. Dieses Projekt haben wir schon länger verfolgt und 2020 zusammen mit Solactive den Frankfurter Modern Value Index kreiert.


Was zeichnet diesen Index aus und wofür steht Modern Value?

 

Im Index sind unsere 25 besten liquiden Titel enthalten. Sie stammen aus den entwickelten Märkten plus China. Alle Titel werden mit vier Prozent gewichtet. Jedes Quartal wird der Index neu gewichtet, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Die Anpassung nehmen wir jeweils am zweiten Freitag vor dem Quartalsende vor, damit wir nicht am Hexensabbat umschichten müssen. Beim Modern Value-Ansatz schauen wir nicht wie beim klassischen Value auf den Substanzwert des Unternehmens. Hier steht die Ertragskraft einer Firma im Vordergrund. Schließlich führen stetig hohe Gewinne oft zu überdurchschnittlichen Kurszuwächsen.


Welche Rolle spielen ESG-Faktoren?

 

Wir benutzen einen Nachhaltigkeitsfilter, den wir mit Sustainalytics entwickelt haben. Er basiert auf unserem ethischen Leitfaden, der sich wiederum an den Leitlinien der evangelischen Kirche in Deutschland orientiert und den wir bereits seit 2014 anwenden. Wir haben ihn aber unter Umweltgesichtspunkten angepasst. Wir investieren nicht in Kernkraft, Fracking, Schiefergas und Ölsand. Es gibt jedoch einige Punkte, bei denen wir von der evangelischen Kirche abweichen. Dies betrifft etwa den Bereich Lebensmittel. Wir schließen Saatgut nicht per se aus und Tierversuche auch nicht. Daher haben wir in unserem Universum auch etwa Roche.


Wie groß ist ihr Anlageuniversum?

 

Von den rund 40000 Aktien weltweit covert Sustainalytics rund 20 000. Was wir zusätzlich machen, ist die Analyse kleinerer Titel. Und wir prüfen grundsätzlich bei jedem infrage kommenden Titel, ob er die ESG-Kriterien auch wirklich erfüllt. Insgesamt haben wir ein investierbares Universum von rund 2500 Titeln.


Wie selektieren Sie daraus die 25 Titel für den Index?

 

Die Vorauswahl treffen wir, wie auch bei unseren aktiven Fonds, auf Basis der Prin­zipien des Value-Investing. Entscheidendes Kriterium ist der Total Shareholder
Return (TSR) über die kommenden fünf Jahre. Das ist für uns die Gesamtrendite einer Aktie, die sich aus der Aktienperformance, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen zusammensetzt. Damit lassen sich dann
auch Cashflows von Firmen bewerten, die keinen großen Substanzwert haben. Daneben berücksichtigen wir auch qualitative Faktoren, wie den wirtschaftlichen Burggraben und das Eigentümerkriterium.


Der Prozess ist dann rein quantitativ und die besten kommen in den Index?

 

Genau. Die 25 Aktien mit dem höchsten TSR kommen jeweils zum Quartalsende in den Index. Derzeit zählen zu den Indexmitgliedern Titel wie Alphabet, Amazon, AB Inbev, Meta Platforms, Microsoft, Netflix, Roche, Alibaba, Adobe oder auch Unilever.


Wie viele Titel werden im Schnitt bei der Neugewichtung ausgetauscht?

 

Meist sind es pro Quartal nicht mehr als zwei bis drei Titel, die aus dem Index herausfallen und ersetzt werden. Damit dies passiert, müssen sich beim TSR im Verlauf eines Quartals größerer Verschiebungen ergeben.

 

Welche Titel sind zuletzt ­dazugekommen?

 

Das waren der Brillenhersteller EssilorLuxottica, der französische Konsumgüterkonzern L’Oreal und der britische Versicherungsanbieter Admiral (Blogbeitrag: Value ETF vor dem Börsenstart: „Frank Fischer goes ETF“)

 


Wie stark überschneidet sich das Portfolio des Modern Value Index mit dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen?

 

Es gibt bei den Titeln einige Überschneidungen zum Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Aber im Fonds haben wir auch öfter mal hohe Gewichtungen einzelner Titel. Auch bei Sektoren setzen wir oft deutliche Akzente. Das ist eine klare Portfolio-Managementleistung, die es im ETF nicht gibt. Gleichzeitig verfolgen wir im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen eine deutlich defensivere Herangehensweise. Der ETF ist immer voll investiert. Es ist ein Long-only-Produkt. Im Fonds haben wir dagegen immer auch Cash und Kurzläufer, manchmal Gold, daher ist er nicht so aggressiv. So können wir bei Rücksetzern zukaufen und den Fonds mit weniger Volatilität steuern. Im ETF sind wir aggressiver unterwegs und es kann auch nicht gehedged werden.


Erwarten Sie Kannibalisierungseffekte durch den ETF?

 

Es kann schon sein, dass einige Kunden nun etwas stärker in den reinen Aktienbaustein investieren werden. Der ETF sollte auch langfristig eine höhere Performance abliefern als der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Allerdings ist dafür auch die Volatilität höher. Daher sprechen wir mit dem ETF auch eine andere Zielgruppe als mit unseren Aktienfonds an.