Da ist es wieder: das Gespenst der Inflation. Leider ist es mehr als ein Gespenst, denn die aufkommende Inflation ist bereits Realität. Die Preise steigen – allein im März um 1,7 Prozent - und die angsterfüllte Diskussion an den Börsen nimmt bereits Fahrt auf.
Aber: Müssen Anleger eigentlich Angst vor dieser Inflation haben? Eindeutig nein, wenn man die Kommentare von FED und der EZB hört. Denn der erwartete Preisschub im Zuge einer Erholung der US-Wirtschaft wird aus Sicht von US-Notenbankchef Jerome Powell nur vorübergehend zu einer stärkeren Inflation führen. Bei den Preisen werde es voraussichtlich Druck nach oben geben. „Wir denken aber, dass dieser Effekt nur vorübergehend sein wird“, so Powell. Und die EZB? Vorübergehende Preisanstiege ließen sich „auf eine Vielzahl temporärer Faktoren zurückführen, die allesamt keinen Einfluss auf die mittelfristige Inflationsdynamik haben dürften“, schreibt Chefvolkswirt Philip Lane in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Er erwartet Inflation nur für einen kurzen Zeitraum.
Also alles nur halb so wild? Einen „Inflationsbuckel“ nannte der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi dieses Phänomen schon 2007. Ein kurzes Aufflammen der Inflation – und dann ist wieder alles beim Alten.
Das werden die Börsen aber erst glauben, wenn es dafür handfeste Belege gibt. Ihre Sorge: Steigende Inflationsraten erschweren es den Notenbanken, ihren bisherigen expansiven Kurs beizubehalten. Sollten die Börsianer und die Notenbanken den gegenwärtigen Inflationstrend aber unterschätzen, könnten die Zinsen schneller steigen als erwartet. Das wäre dann Gift für DAX, Dow Jones, & Co. Die Aktienkurse kämen unter Druck.
Aber: wäre das so schlimm? Die Kurse sind in den letzten 12 Monaten stark gestiegen. Ein Allzeit-Hoch jagt das nächste. Und das mitten in der Krise. Klar, die Kurse werden von der Hoffnung einer schnellen Erholung der Weltkonjunktur getrieben. Und dafür gibt es auch handfeste Gründe, denn trotz der anhaltenden Corona-Pandemie hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine globale Konjunkturprognose für dieses und das kommende Jahr angehoben. Angetrieben von einem Aufschwung in den Industrieländern soll die Weltwirtschaft 2021 um 6 Prozent und im kommenden Jahr um 4,4 Prozent wachsen. Die USA und China bilden hier die Lokomotiven.
Trotzdem wird das Thema Inflation die nächsten Monate die Stimmung an den Märkten bestimmen. Die Frage ist nur, ob und wie die Aktienmärkte diesen „Inflationsbuckel“ verdauen. Denn es gibt durchaus Hinweise darauf, dass nicht alles so schnell wieder verfliegt wie erhofft. Die Unterbrechung von Lieferketten kann durchaus länger anhalten als erwartet. Die gilt nicht nur für Unternehmen, die auf dringend benötigte Chips warten. So ist zum Beispiel zu hören, dass Dachdecker derzeit Probleme haben notwendige Dinge wie etwa Dachlatten zu bekommen. Diese haben eine Lieferzeit von einigen Wochen. Und viele Solarmodulhersteller nehmen für 2021 keine Bestellungen mehr an, weil sie sowieso nicht liefern können. Aus dem Versagen von Lieferketten entsteht Inflationsdruck, der nicht unbedingt nur ein paar Monate dauern muss.
Es könnte also im Verlauf des Jahres zu einem größeren Rückschlag an den Märkten kommen. In einer solchen Korrektur sehen wir aber durchaus Chancen, die von uns bevorzugten Qualitätsaktien wie etwa Unilever, Roche, Apple, Novo Nordisk & Co. wieder günstiger für unseren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zu erwerben. Aktuell sind die Bewertungen vieler Titeln durchaus schon sehr ambitioniert.
Und auch viele Staaten sind vermutlich nicht sonderlich unglücklich darüber, wenn die Inflation länger und heftiger ausfällt, denn nur so können sie ihre enorme Verschuldung wieder halbwegs in den Griff bekommen. Das trifft selbstverständlich nicht auf den einfachen Bürger zu. Der hat durch Inflation einen Vermögensverlust zu verdauen. Aber mit Qualitätsaktien lässt sich auch hier gegensteuern.