2022 war Inflation das große Thema. 2023 wird die Rezession als Herausforderung in den Fokus rücken – und das auf zwei Ebenen: Durch eine Gewinnrezession bei den Unternehmen und wahrscheinlich auch durch einen konjunkturellen Rückgang in Europa und möglicherweise in den USA. Das Thema Rezession dürfte besonders das erste Halbjahr beherrschen.
Inflations- und Zinssorgen, Angst vor einer Rezession und über all dem der Krieg in der Ukraine. Es liegt noch viel im Argen. Und weil sich an den meisten Themen nicht wirklich etwas zum Besseren gewendet hat, ist weiter Vorsicht geboten. Doch es gibt einige Vorzeichen, die auf eine gute Entwicklung hindeuten.
Eine Rezessionsphase ist für Aktien nicht grundsätzlich negativ, denn es gibt durchaus Unternehmen, die auch in Rezessionsphasen stark sind. Hier helfen strukturelle Wettbewerbsvorteile, die es den Unternehmen ermöglichen, ihre Kunden zu halten oder sogar die Preise nach oben anzupassen. Es ist also Stock Picking angesagt. Sollte es dann im Laufe des kommenden Jahres zu einem deutlichen Inflationsrückgang kommen, dürften wir wohl im 2. Quartal 2023 ein Zinsplateau bekommen. Die Aussicht auf Zinssenkungen im 2. Halbjahr 2023 könnte dann zu einer klaren Entspannung an den Börsen führen.
Dann sollte man die Anpassungsfähigkeit vieler Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen nicht unterschätzen. Das hat sich schon bei den Zahlen zum abgelaufenen 3. Quartal gezeigt. Umsatzrekorde und -gewinne waren keine Seltenheit. Das hatte viele Analysten überrascht. Die Rally seit Ende September war die Folge. Auf Sicht der kommenden Quartale deutet sich jedoch in etlichen Sektoren eine Gewinnrezession an – also ein Gewinnrückgang. Der Druck durch die verschiedenen Krisen ist schlicht und einfach zu groß für viele Unternehmen und das belastet die Bilanzen.
Aber noch ein anderer Aspekt sollte im kommenden Jahr nicht vergessen werden: Die Konzerne werden 2023 wohl Rekorddividenden ausschütten (Zur Quelle). Auch hierfür gibt es historische Beispiele. In den vergangenen vier Rezessionen seit 1990 haben die Konzerne des S&P 500 besonders ihre Ausgaben für Fusionen und Übernahmen sowie für Aktienrückkäufe zurückgefahren. Im Mittel sanken sie im Vorjahresvergleich um 60 beziehungsweise um 45 Prozent. Die Budgets für Forschung und Entwicklung sowie für Dividenden wurden hingegen mit Ausnahme während der Weltfinanzkrise selbst in Rezessionen kaum gesenkt. Die Dividenden des S&P 500 fielen in den zwölf Rezessionen der Nachkriegszeit im Mittel um lediglich ein Prozent. Also: gute Aussichten für Dividendenjäger.
Doch welche Aktien werden im kommenden Jahr gut performen? Es werden vor allem Unternehmen mit einer geringen Verschuldung sein, die sich im Laufe des kommenden Jahres hervortun werden. Denn dann sind sie in der Lage, aus sich heraus zu wachsen, ohne groß auf Fremdkapital angewiesen zu sein. Es sind diese Qualitätstitel, die sich schon in diesem Jahr als Gewinner herauskristallisiert haben. Dieser Trend wird sich auch 2023 fortsetzen.
Kommen wir noch einmal zu unseren „wunderbaren“ Unternehmen, auf die wir uns bei unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen konzentrieren. Diese haben eine gewisse Preissetzungsmacht und können von daher auch die Inflation besser abfedern als andere. Denn sie haben einen wirtschaftlichen Burggraben um ihr Geschäftsmodell aufgebaut, der sie vor allzu viel Wettbewerb schützt. Dazu zählen wir eine Adobe (Zum Blogbeitrag: Adobe: Kreatives Wachstum in der Cloud) oder auch Amazon, Microsoft (Zum Blogbeitrag: Microsoft: Mehr als Windows und Office), oder die auf Cybersicherheit spezialisierte secunet Security Networks (Zum Blogbeitrag: secunet-Aktie: Der Ver130facher - ein Superchampion aus dem Ruhrgebiet). Bei diesen Titeln fühlen wir uns wohl. Und daran dürfte auch das Jahr 2023 wenig ändern. Auch wenn man sagen muss: Gute Nerven sollte man auch wieder für das kommenden Börsenjahr mitbringen.