Frank Fischer im Anzug vor grauen Hintergrund

Bei aller Krise: Was jetzt für Zuversicht sorgt

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Die Stimmung an den Kapitalmärkten bleibt gedrückt. Denn die kürzlichen Erholungsbewegung an den Börsen fand mit den jüngsten Äußerungen von Fed-Chefs Jerome Powell ein jähes Ende. Doch es gibt Hoffnungszeichen.

 

Die Fed wird die Zinsen weiter erhöhen – bis zur 5-Prozent-Marke?

 

Powell stellte klar, dass der Leitzins wohl stärker angehoben werden müsste als zunächst gedacht. Zwar erwarten die meisten Marktteilnehmer, dass die Fed im Dezember ihre Leitzinsen nur noch um 0,5 statt erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Dies kann sich aber auch schnell wieder ändern, wenn nämlich die Daten zum Arbeitsmarkt oder insbesondere die Inflationsrate negativ überraschen. Dann dürfte die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Leitzinsschrittes von 0,75 Prozentpunkten wieder erheblich steigen. Bis zur 5-Prozent-Marke könnte es dann weitergehen. Eine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten dürfte daher noch etwas auf sich warten lassen.

 

Aktienmärkte drehen von dunkel-düster auf freundlich

 

Doch es gibt auch Hoffnungszeichen. Die Gaspreise in Europa sinken aufgrund voller Speicher. Füllstände über 90 Prozent sind die Regel, Belgien hat sogar 100 Prozent erreicht. Mit sinkenden Energiepreisen geht auf der anderen Seite die Inflation zurück. Nicht zu vergessen: Die Maßnahmen der Zentralbanken tragen ihr übriges zur Trendumkehr bei. Und trotz der jüngsten Rückschläge haben die Aktienmärkte wieder von düster auf freundlich gedreht.

An den Börsen werden eben Erwartungen gehandelt – und die sind anscheinend gar nicht so schlecht. Und last but not least: Die Lieferkettenschwierigkeiten entspannen sich. Die Probleme sind zwar noch nicht vom Tisch, aber die Unternehmen können mittlerweile besser damit umgehen. Der eine hat neue Lieferanten gefunden, der andere hat wieder mehr ins Lager gelegt. Das war alles schon mal viel schlimmer.

 

Mit „wunderbaren Unternehmen“ durch schwierige Marktphasen

 

Trotzdem ist von einer generellen Entwarnung noch lange nicht die Rede. Auch wenn die Hoffnungen in Deutschland und den anderen Industriestaaten auf einer nur sanften Rezession liegen, so ist ein wirtschaftlicher Abschwung wohl nicht zu vermeiden. Wie kommt man als Anleger durch diese Zeiten? Wir vertrauen hier auf unsere „wunderbaren Unternehmen“, wie wir sie nennen. Diese Firmen sind aus unserer Sicht in der Lage, nachhaltig hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erzielen. Sie haben ein stabiles, ein langfristig planbares und skalierbares Wachstum. Sie erzielen im Idealfall eine überdurchschnittliche Kapitalrendite von über 20 Prozent, sind nur moderat verschuldet und verfügen über eine gewisse Preissetzungsmacht. Darüber hinaus überzeugen sie durch wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmale, den sog. wirtschaftlichen Burggraben. 

Zwei Beispiele aus dem Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen können hier als Beispiele dienen: SAP und Meta.

 

Beispiel 1: SAP

 

SAP stellt sein Geschäft zunehmend auf die Cloud um und macht dabei große Fortschritte. Im dritten Quartal 2022 betrug der Anteil der besser planbaren Umsätze bereits 80 Prozent und lag damit vier Prozent über dem Vorjahreswert. Der Umsatz wuchs um 15 Prozent auf über 7.8 Milliarden Euro. Die Cloud-Erlöse wuchsen dabei um 38 Prozent auf knapp 3.3 Milliarden Euro. Das ist mittlerweile ein erheblicher Prozentsatz. Und hier kommt die Stärke von SAP ins Spiel. Wenn ganze Unternehmen mit komplexen Unternehmensabläufen derzeit auf SAP-Systemen laufen, ist es eine riesige Herausforderung, so etwas mit anderen Anbietern auch nur ansatzweise umzusetzen. Die Kunden hätten enorme Wechselkosten. SAP verfügt damit über einen breiten und tiefen wirtschaftlichen Burggraben, der so schnell nicht verloren gehen dürfte. (Ausführlicher Blogbeitrag: SAP: Auch Deutschland kann Cloud-Aktien)

 

Beispiel 2: Meta

 

Bei Meta liegt die Sache anders: Die Aktie hat zuletzt über 20 Prozent verloren und somit mehr als 75 Milliarden US-Dollar Kapitalisierung vernichtet. Nun, bei dem ehemaligen Facebook-Konzern läuft es nun schon länger nicht mehr rund. So liegt die Konkurrenz von TikTok und Snapchat vor allem bei jüngeren Nutzern mittlerweile weit vorne. Meta hält zwar mit ihrer Instagram-Reels-Initiative dagegen, aber der erschwerte Zugang zu Nutzerdaten aufgrund der Apple-Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre setzt hier enge Grenzen. All das ist aber nicht der Grund für den Kursverlust. Im Gegenteil, im vergangenen Quartal lief das Kerngeschäft eigentlich gut. Die Nutzerzahlen sind gewachsen und die Werbeschaltungen legten sogar kräftig zu. Der wahre Grund für den Kursverfall liegt in der Strategie von Meta-Chef Mark Zuckerberg. Er investiert Milliarden von Dollar in Künstliche Intelligenz und das Metaverse. Seine Vision ist es, mit dem Metaverse das soziale Netzwerk für die nächste Generation aus der Taufe zu heben. Wenn dies funktioniert, kann man Meta gerade zum absoluten Schnäppchen-Preis kaufen. Das KGV liegt bei knapp über 6! Klappt es nicht, wird Meta die Rolle rückwärts machen und die Investitionen zurückgefahren. Dann steigen die Gewinne wieder. Wie auch immer: Das Wachstum ist auf diesem Kursniveau unserer Meinung nach weitgehend ausgepreist.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.