Die Börsen konnten nach den jüngsten Worten von Jerome Powell erst einmal durchatmen. Der Fed-Chef hat nämlich in seiner Jackson Hole-Rede zunächst einmal eine Beruhigungspille an die Märkte verteilt. Powell ging zwar auf das Thema Inflation ein, bezeichnete sie aber weiterhin als nur „temporär“ und zum Teil durch Lieferkettenprobleme begründet. Auf der anderen Seite hatte er den möglichen Beginn von Tapering-Maßnahmen zum Jahresende angekündigt – diese aber wiederum von vielen Faktoren abhängig gemacht, wie etwa einer weiterhin gut laufenden Wirtschaft und einer Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt. Darüber hinaus – und das war besonders wichtig – hat er die Entkoppelung von Tapering und steigenden Zinsen betont. Denn: mit einen Rückfahren der Anleihekäufe kann der Markt leben, mit steigenden Zinsen eher nicht.
Was bedeutet das nun? Die Fed wird ihre aktuellen Anleihekäufe in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar pro Monat bald schrittweise reduzieren. Analysten gehen davon aus, diese könnten ab Dezember oder Januar um 15 Milliarden US-Dollar pro Monat verringert und folglich im Sommer 2022 beendet werden. So weit, so gut.
Verbesserte Kommunikation der Fed wird vom Markt honoriert
Aber noch etwas anderes fällt auf: Verglichen mit 2013 ist die Kommunikation der Fed diesmal proaktiver und das Umfeld anders. Mitte 2013 lag die Arbeitslosenquote bei 7,5 Prozent und die Inflationsrate unter zwei Prozent. Mit Blick auf die heutige Arbeits- beziehungsweise Inflationsrate von jeweils 5,4 Prozent liegt ein Zurückfahren geldpolitischer Stimuli deutlich näher. Die an der „Breakeven-Rate“ gemessenen Inflationserwartungen der Märkte liegt nach der letzten Rede von Powell auch mittel- und langfristig über der Marke von zwei Prozent. Solange sich die Erwartungen eines nur moderaten Leitzinsanstiegs in den kommenden Jahren nicht ändern, wird das „Tapering“ selbst keine allzu starken Marktbewegungen auslösen. Die Party an den Börsen kann also vorläufig weitergehen.
Die große Frage bleibt: Liegt Powell bei seiner Einschätzung der Inflationsentwicklung richtig? Sein „temporär“ ist nämlich mehrdeutig. Es kann Monate oder gar Quartale bedeuten. Wir sind hier eher skeptisch, dass es sich nur um einen kurzfristigen „Inflationsbuckel“ handelt, der sich schon bald wieder normalisieren wird.
Performance mit „wonderful companies“
Was bedeutet das Inflationsszenario aber für Anleger? Birgt es nur Gefahren? Nein, wir sehen auch Gewinner. Für uns sind dies unsere „wonderful companies“, also wunderbare Unternehmen mit einem starken strukturellen Wettbewerbsvorteil, und damit verbunden einer ausgeprägten Preissetzungsmacht. Dazu gehören im Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen Unternehmen wie der Weltmarktführer zur Behandlung von Diabetes, Novo Nordisk, Alphabet, Amazon, aber auch eine deutsche Firma wie etwa secunet Security Networks, die im Bereich IT-Sicherheit für Unternehmen, Behörden und Organisationen führend ist.
Eine Korrektur an den Börsen wäre überfällig
Aber zum Schluss noch ein Gedanke, der die Märkte zwischenzeitlich auch mal durchrütteln könnte: Im Prinzip befinden wir uns nämlich in einer Überbewertungsphase und eine Korrektur wäre längst überfällig. Denn wir sehen, dass die aktuellen Kursniveaus bei vielen Aktien kaum noch Raum für Enttäuschungen lassen – und nicht zu vergessen: die Zeit der uneingeschränkten Liquidität wird über kurz oder lang zurückgehen. Was derzeit aber dagegen spricht: Die Unternehmen verdienen so viel wie nie zuvor. So hat die Beratungsgesellschaft EY ermittelt, dass allein die Dax-Konzerne in Q2 einen Gesamtgewinn von knapp 45 Milliarden Euro erwirtschaftet haben – das entspricht einer Steigerung im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 87 Prozent. Und in den USA sieht es nicht viel anders aus. Dort haben die meisten Unternehmen – besonders die Banken und die großen Tech-Konzerne - die Erwartungen der Analysten klar übertroffen und auch die Ausblicke waren verheißungsvoll. Nach der jüngsten Rede von Jerome Powell und den guten Quartalszahlen kann es mit der Korrektur also durchaus noch etwas dauern. Wenn sie denn aber kommt, stehen wir bereit, um bei unseren „wonderful companies“ weiter aufzustocken.