Eines ist klar: Man darf derzeit nicht blauäugig durch die Welt spazieren. Nicht im normalen Leben – und an der Börse erst recht nicht. Dazu gibt es viel zu viele Faktoren, die die Märkte in Atem halten: der Krieg in der Ukraine, eine steigende Inflation, bei der die Preise für Energie, Lebensmittel und Dinge des täglichen Lebens durch die Decke gehen, und die natürlich zumindest zum Teil an die Verbraucher weitergegeben werden. Dazu Lieferengpässe, steigende Zinsen in den USA, eine sich anbahnende Rezession. Habe ich was vergessen?
Sollte man deshalb aber den Kopf in den Sand stecken? Nein, auf keinen Fall. Dazu gibt es doch einige Dinge, die durchaus Anlass zu Optimismus geben. Da ist zum einen die jetzt anstehende Dividenden-Saison. Nach Berechnungen der Vermögensverwaltung Janus Henderson werden sagenhafte 1,5 Billionen US-Dollar weltweit an die Aktionäre ausgeschüttet. Allein Microsoft und Apple schütten gemeinsam die Rekordsumme von fast 32 Milliarden Dollar aus. Rund 50 Milliarden Euro werden die DAX-Konzerne für das Geschäftsjahr 2021 an ihre Aktionäre überweisen. Auch das ist ein Rekord.
Dividenden sind wichtige Bestandteile der Gesamtrendite eines Aktieninvestments. Im Dax stammt fast die Hälfte der Performance in den vergangenen zehn Jahren aus der Ausschüttung. Im globalen MSCI World ist es immerhin rund ein Drittel. Trotzdem wurden Dividenden-Titel an den Börsen zuletzt eher vernachlässigt. Weil die Notenbanken die Zinsen extrem niedrig gehalten hatten, wurde lieber in Wachstumsaktien investiert. Doch die Rahmenbedingungen haben sich geändert: Die Inflation steigt immer weiter, entsprechend reagieren die Notenbanken. In den USA werden bis Ende des Jahres noch dramatische Zinsschritte erwartet. Andere Notenbanken folgen – mit Ausnahme der EZB, die sich immer noch bedeckt hält. Zumindest vorläufig.
Hohe Dividenden federn Inflation ab
Steigende Zinsen machen auf der anderen Seite auch die Schulden teurer, was vor allem Wachstumstitel in Mitleidenschaft zieht. Das rückt wiederum die guten, alten Value-Aktien wieder in den Vordergrund. Echte Cashflows sind in solchen Zeiten halt besser als unsichere Kapitalgewinne. Deshalb haben wir auch zahlreiche Unternehmen im Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, die jeweils über 4 Prozent Dividendenrendite vorweisen. Als Beispiele seien hier ein paar eher unbekannte Titel genannt: Etwa die norwegische Versicherung Protector Forsikring ASA, oder aus Israel Sarine Technologies, ein Unternehmen, das Technologien für die Diamantindustrie entwickelt und produziert. Auch die britische Admiral Group ist ein Versicherer mit einer hohen Dividendenrendite. Und aus Deutschland sei der Augsburger Hersteller von Waschanlagen, Washtec, genannt. Allesamt Unternehmen, die ihre Aktionäre mit hohen Ausschüttungen am Erfolg des Unternehmens teilhaben lassen.
Dividenden allein reichen nicht
Aber Dividenden können die derzeitige Inflationsrate von 7,3 Prozent im Normalfall nicht ausgleichen, lediglich etwas abdämpfen. Deshalb haben wir in unseren Portfolios auch einen Mix aus Dividenden- und wachstumsstarken Unternehmen. So setzen wir weiterhin auf „wunderbare Unternehmen“, die hohe Kapitalrenditen erzielen. Wir zielen hier auf 20 Prozent und mehr ab. Das gleicht dann auch eine Inflationsrate aus, die sogar 8 Prozent betragen kann. Und nicht zu vergessen: Unsere favorisierten Unternehmen haben aufgrund ihrer Wettbewerbsvorteile eine erhöhte Preissetzungsmacht. Und wenn – worauf wir besonders achten – diese Unternehmen sich besser entwickeln als das Bruttosozialprodukt, dann sind wir sogar in diesem Umfeld so gut aufgestellt, dass unser Portfolio eine gute Rendite abwirft. secunet Security Networks ist zum Beispiel ein solches Unternehmen. Der Essener Spezialist für IT-Sicherheit ist in einem sehr attraktiven Marktsegment unterwegs und glänzt mit starken Wachstumsraten.
Hoffnung ohne Blauäugigkeit
Und dann bleibt noch die Hoffnung, dass sich die Situation in der Ukraine bald wieder etwas entspannt. Wir sind wie gesagt nicht blauäugig, aber wir halten es für möglich, dass wir einen Crack-up-Boom sehen werden, wenn die Kampfhandlungen in absehbarer Zeit ein Ende finden, selbst wenn das noch keinen Frieden bedeutet. Aber es mehren sich die Anzeichen dafür, dass wieder mehr Geld in die Märkte gepumpt wird, zum Beispiel über gemeinschaftliche EU-Anleihen oder auch das 100-Milliarden-Paket für die Bundeswehr. Und so könnten wir, zumindest kurzfristig, steigende Märkte sehen. Die letzten Tage haben einen leichten Vorgeschmack darauf gegeben. Wie nachhaltig dies dann aber sein wird, bleibt aber abzuwarten.