Noch ist es nicht amtlich, aber viele Marktbeobachter in den USA rechnen damit, dass US-Präsident Joe Biden schon in diesem Monat ein neues, Billionen-Dollar schweres Konjunkturprogramm auflegen wird. Die Rede ist von einem Infrastrukturprogramm in Höhe von rund 2 Billionen US-Dollar. Das könnte den zuletzt verunsicherten Märkten einen neuen Schub verleihen – und eine neue Sektorenrotation einleiten.
Seit der Weltfinanzkrise 2009 liegen die Investitionen der US-Regierung in die Infrastruktur deutlich unter dem Trend der vorangegangenen Jahrzehnte. Amerikanische Experten schätzen den Investitionsbedarf in Brücken, Straßen und Tunnel auf rund drei Billionen US-Dollar. Bidens Infrastruktur-Plan läuft unabhängig vom neuesten Corona-Stimulus-Paket im Wert von 1,9 Billionen US-Dollar, an dessen Verabschiedung derzeit noch gearbeitet wird. Die massiven Investitionen könnten den Baumaterialsektor nach Berechnungen der Deutschen Bank in einen „Superzyklus“ katapultieren, wovon unter anderem Zementhersteller profitieren sollten. Denn aktuell operiert die US-Zementindustrie mit einer 90-prozentigen Auslastung ihrer Produktionskapazitäten. Das neue Paket würde auf der anderen Seite viele Arbeitsplätze schaffen, womit die für die US-Wirtschaft so wichtige Binnennachfrage angekurbelt würde.
Und nicht zuletzt: Es würde auch der Börse einen neuen Schub verleihen. Denn es würde die Sektorenrotation beschleunigen, weiter weg von den mittlerweile recht hoch bewerteten Hightech-Werten, hin zu eher konjunktursensiblen Aktien. Besonders die großen Technologie-Werte wurden zuletzt ja schon verkauft. So haben die Gates-Stiftung und Warren Buffett ihre Positionen an Apple, Alibaba und ähnlichen High Flyer-Titeln reduziert. Und auch wir haben für unseren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen die Höchststände genutzt, und gezielt Gewinne mitgenommen.
Aber es kommen noch einige Aspekte hinzu: In den USA gibt es auch in Sachen Corona Grund für Optimismus: Nach dem Desaster des vergangenen Jahres laufen dort nun die Impfungen erstaunlich gut. Bereits im Sommer rechnen Ökonomen mit einer boomenden Wirtschaft, denn die Impfungen könnten quasi wie ein Zusatz-Konjunkturpaket fungieren und die USA schneller als etwa Europa aus der Rezession führen.
Doch auch in Deutschland gibt es Anzeichen für Hoffnung. So kletterte das Ifo-Geschäftsklima auf 92,4 Punkte, nach 90,3 Punkten im Januar. Ebenso fielen die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage positiver aus. Der vorsichtige Optimismus, dass bald das Schlimmste überwunden sein wird, ist also zurück.
All diese Faktoren haben uns dazu bewogen, die Absicherungen in unseren Portfolios, wie dem des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, aufzulösen, und quasi wieder „all in“ zu gehen. Dabei schauen wir uns Werte an, die zuletzt etwas vernachlässigt wurden, die für uns aber absolute Qualitätstitel sind. So etwa im Pharma- und Gesundheitssektor die Aktien von Roche und Novo Nordisk. Gerade Roche (Blogbeitrag: Pharmariese Roche: Erfolgreiche Forschung sichert die Zukunftsaussichten) hatte zuletzt mehr als 10 Prozent an Wert verloren, da das Unternehmen nicht direkt mit einem Impfstoff gegen das Corona-Virus glänzen konnte. Doch der Schweizer Pharmakonzern profitiert von den neuen Corona-Schnelltests. Das diagnostische Covid-19 Portfolio umfasst mittlerweile neun Tests sowie drei digitale Lösungen. Mehr als 100 Millionen Antigen-Tests wurden bereits ausgeliefert. Und die Produktion läuft weiterhin auf Hochtouren. Da allerdings in Zeiten der Pandemie weniger Menschen zum Arzt gehen, gingen die Pharma-Verkäufe zurück. Besonders davon betroffen waren Medikamente, für die regelmäßige Besuche in Arztpraxen oder Krankenhäusern erforderlich sind, wie etwa bei Infusionen. Für uns es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Probleme überwunden sind. Dann kann Roche wieder sein ganzes Potential ausspielen. Wie auch Novo Nordisk, eines der führenden Unternehmen bei der Behandlung von Diabetes. Die Zahl der Diabetes-Patienten weltweit dürfte weiter rapide wachsen, von heute knapp 500 Millionen auf über 700 Millionen im Jahr 2045, so die Schätzung der International Diabetes Federation (IDF). Und an diesem, für die Patienten bedauerlichen Trend, wird auch Corona nichts ändern. Beide Titel gehören zum Portfolio des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und zeichnen sich durch einen Eigentümer, wirtschaftlichen Burggraben und stabilen Cashflow aus. Und damit verfügen sie über Preissetzungsmacht, was ein inhärenter Inflationsschutz ist. Sie sind eben „wonderful companies“, wie wir sie gerne mögen.