,Lawrence „Larry“ Summers ist ein alter Haudegen der Finanzpolitik. Der Harvard-Professor beriet schon die US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama. Seit Wort hat noch immer Gewicht. Vor allem wenn er die Ausgabenpolitik der Biden-Regierung kritisiert. Erst vor Kurzem wetterte er erneut und warnte vor „ökonomischer Überhitzung, Inflation der Vermögenspreise und Schuldenexzessen“. Er hatte dabei auch die ultra-lockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve im Visier, die für eine „gefährliche Selbstgefälligkeit“ an den Finanzmärkten sorge. Wenn die Fed dann ihre Geldpolitik ändere, würde dies enormen Schaden anrichten.
Manche Ökonomen erwarten eine Inflationsrate von bis zu 8 Prozent
Steigende Inflation und damit möglicherweise steigende Zinsen sind aktuell das Damokles-Schert über den Märkten. Die Verbraucherpreise haben in den USA zuletzt um 4,2 Prozent angezogen. Und wenn die Ökonomen von Nordea Capital Markets Recht behalten, steigt die Inflationsrate in den USA in diesem Jahr noch auf bis zu 8 Prozent, bevor sie dann wieder auf rund 4,5 Prozent fallen wird. Das wäre immer noch sehr hoch. Auf jeden Fall zu hoch, als dass die amerikanische Notenbank es sich leisten könnte, nicht zu reagieren. Aber ihr neues "Average Inflation Targeting Framework" erlaubt es der Fed, die Inflationsrate für eine gewisse Zeit auch über das 2-Prozent-Ziel hinausschießen zu lassen, bevor sie Straffungsmaßnahmen einleitet. Damit ist eine gewisse Überhitzung möglich, was natürlich die Inflation beschleunigen würde.
Und auch in der EU hat die Teuerungsrate bereits angezogen. Noch liegt sie zwar unter 2 Prozent, aber die meisten Volkswirte rechnen mit einem Anstieg auf bis zu 3 Prozent. Die große Preisfrage ist jedoch, wie hartnäckig diese Inflation sein wird und wie lange wird sie andauern wird. Wir erwarten eher einen „Inflationsbuckel“, wie der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi dieses Phänomen schon 2007 nannte. Ein kurzes Aufflammen der Inflation – und dann ist wieder alles beim Alten. Doch durch die verschiedenen Geschwindigkeiten in Europa beim Überwinden der Pandemie kann dieses „kurze Aufflammen“ durchaus eine Weile dauern. Denn erst, wenn wieder die Geschäfte aufhaben, die Lieferketten wieder funktionieren und die benötigten Vorprodukte und Rohstoffe wieder uneingeschränkt verfügbar sind, wird der Preisdruck geringer. Es könnte also im Verlauf des Jahres noch zu einem größeren Rückschlag an den Märkten kommen; die Volatilität ist heute schon sehr hoch, wie man an den Tagesverläufen im DAX sehr gut ablesen kann.
Wie Anleger von steigenden Preisen profitieren
Uns schreckt das aus zweierlei Gründen nicht: Erstens waren Anleger in Zeiten steigender Inflation in der Vergangenheit gut beraten, auf günstig bewertete Value-Substanzwerte zu setzen. Ausschlaggebend für die Kursrichtung sind vorrangig die Renditen am Anleihemarkt. Steigen diese, schlagen Substanzwerte in der Regel den Gesamtmarkt. Neben dieser Eigenschaft lässt auch die günstige Bewertung Substanzwerte interessant erscheinen. Der Abschlag zu Growth-Titeln liegt gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis für die Gewinne der kommenden zwölf Monate im Schnitt bei 50 Prozent und damit nahe den Rekordständen des vergangenen Jahres.
Zweitens – und hier kommen die Vorteile der im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen enthaltenen Werte zum Tragen: Wir setzen auf Unternehmen mit einem starken strukturellen Wettbewerbsvorteil, was ihnen eine ausgeprägte Preissetzungsmacht gibt. Als Beispiele seien hier Visa und AB InBev, also Anheuser Busch, genannt.
- Visa: Das Unternehmen erhebt mit seinen Zahlungs- und Kreditkarten, wenn man so will, eine Maut („toll road“) für den B2C-Handel. Die Gebühr wird in Prozent der Transaktionshöhe erhoben und steigt damit mit dem Preis der zugrundeliegenden Güter. Damit werden die Einnahmen von Visa praktisch in Echtzeit an die Inflationsrate angepasst. Hinzu kommt: Aufgrund der sehr hohen Bruttomarge führt der Inflationseffekt nur zu einer geringen Anpassung der Kosten und damit zu einem Profitabilitätszuwachs, der die Inflationsrate übersteigt.
- Anheuser Busch: Konsumgüter, wie die bekannten und beliebten Biere von AB InBev, konnten historisch gesehen schon immer die Preise mehr oder weniger an die Inflationsrate anpassen, weil der Preis pro Verkaufseinheit niedrig ist und der Konsument keine Verhandlungsmacht hat. Zusätzlich profitiert Anheuser Busch aber auch davon, dass eine hohe Teuerungsrate die hohe Verschuldung „weg inflationiert“. Wir sehen hier also den gleichen Effekt wie bei Staaten, die sich bei hoher Inflation und niedrigen Zinsen ihrer Schulden entledigen, der so genannten „financial repression“. Das funktioniert im Endeffekt auch bei Anheuser Busch.
Das sind nur zwei Beispiele, wie Unternehmen auch bei steigender Inflation profitieren. Deshalb ist uns davor auch nicht bange. Sollte es zu einem größeren Rückschlag an den Märkten kommen, werden wir gerne die Chance nutzen, die von uns bevorzugten Qualitätsaktien nachzukaufen, oder ähnliche Titel neu zu erwerben.