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Wie ist die Stimmung an der Börse im Sommer 2024? Wichtige Erkenntnisse dazu liefern zwei regelmäßige Umfragen: die wöchentliche Sentix-Umfrage und die monatliche globale Umfrage der Fondsmanager der Bank of America. Insgesamt ist klar erkennbar: Der kurzfristige Absturz Anfang August hat keine langfristigen Folgen für die aktuelle Markteinschätzung gehabt. Mehr noch: In der aktuellen Sentix-Umfrage kam klar heraus, dass die Delle schon wieder überwunden ist.
So ist laut Sentix bei den Aktien „die Angst verflogen.“ Oder anders ausgedrückt: „Die Vehemenz des Kursanstiegs in vielen Aktienindizes hat die Anleger (und auch uns) stark beeindruckt. Doch die extreme Dissonanz zwischen der Makro-Entwicklung und der Zuversicht am Aktienmarkt ist jedenfalls immer noch da“, heißt es in der aktuellen Sentix-Analyse.
1. Sorgen vor der Inflation gehen zurück – Rezessionsängste nehmen zu
2. Unser Fazit: Basis an den Kapitalmärkten weiter stabil
Weitreichender sind die Antworten in der Fondsmanager-Umfrage der Bank of America, an der wir auch direkt teilnehmen. In der August-Umfrage ist jetzt deutlich geworden: Die Profis nehmen etwas Risiko herraus. Das lässt sich an zwei Indikatoren direkt ablesen. So ist die Cashquote der Fondsmanager von 4,1 auf 4,3 Prozent gestiegen.
Das hört sich nicht viel an. Doch als Basis dienen hier reine Aktienfonds, bei denen die Cashquoten in der Regel nur im Bereich von 4 bis 6 Prozent schwanken. Nach vielen Monaten mit Rückgängen ist das möglicherweise schon eine Trendwende hin zu höheren Cashquoten bei den Fondsmanagern. Gleichzeitig haben die Profis den Aktienanteil in den Portfolios verringert und mehr Anleihen aufgenommen.
Aufschlussreich war auch das Ergebnis hinsichtlich der aktuell größten Risiken. Hier nimmt eine mögliche US-Rezession die Top Position ein. Direkt dahinter folgen die geopolitischen Risiken. Die Gefahr einer weiter steigenden Inflation, vor allem in den USA, folgt erst auf dem dritten Platz, was in den vergangenen Monaten immer das größte Risiko war.
Bezogen auf die Zinswende liefert die Fondsmanager-Umfrage ebenfalls klare Ergebnisse. So erwarten die Profis wenig überraschend den Start der US-Zinswende im kommenden September. Dabei halten sie auf Sicht der kommenden 12 Monate vier oder mehr Zinsschritte für das wahrscheinlichste Szenario.
Die Fragen gehen noch weiter und vermitteln so einen Eindruck vom Basissentiment. Hier ist der Optimismus hinsichtlich der Investitionsausgaben auf ein 9-Monats-Tief gesunken. Gleichzeitig bleibt der Kernoptimismus hinsichtlich einer sanften Landung (76 Prozent) jedoch ungebrochen. Die große Skepsis ist nicht mehr erkennbar.
Zudem bleibt der Optimismus bezüglich der US-amerikanischen Large-Cap-Wachstumsaktien weiterhin hoch. Genau das war an den Börsen zuletzt wieder erkennbar. So haben sich viele Tech-Aktien erstaunlich schnell von dem Einbruch erholt. Das lässt sich klar an den Zuwächsen der breiten globalen Indizes ablesen. Seit dem Tief am 5. August hat beispielsweise der MSCI World Index schon um rund 8 Prozent zugelegt. Frisches Geld fließt wohl wieder verstärkt in die großen Titel, die schon vorher die Märkte angeschoben haben.
Für die Konjunktur haben sich zuletzt die Erwartungen eingetrübt: Die globalen Wachstumserwartungen sinken von netto -27 auf -47 Prozent deutlich ab. Das gilt vor allem für die Erwartungen in Richtung China. Hier ist der Optimismus auf den niedrigsten Stand seit Mai 2022 gesunken.
Und wie sollen die Unternehmen ihre Finanzmittel nutzen? Hier liefern die Chief Investment Officers (CIOs) der Unternehmen eine Antwort. So wollen 40 Prozent der CIOs, dass die CEOs die Bilanzen verbessern. Spannend ist zudem der Blick auf die Investitionen: Hier wollen nur 24 Prozent der CIOs, dass die Investitionen an erster Stelle stehen. Eine durchaus aufschlussreiche Antwort, gerade in Zeiten des aktuellen KI-Booms. Zudem ist das der niedrigste Stand der Investitionen seit November 2023. Vielleicht ist das ein Anzeichen dafür, dass der KI-Boom etwas an Dynamik verliert, sollten tatsächlich die Investitionen zurückgefahren werden.
Was bedeuten nun die aktuellen Einschätzungen für die weitere Entwicklung am Aktienmarkt? Tatsächlich scheint die Basis an den Kapitalmärkten, abgesehen von einigen Rissen, noch stabil zu sein. Es spricht derzeit wenig für einen massiven Absturz.
Gut möglich sind jedoch weiterhin kurzfristige Korrekturen wie zuletzt gesehen. Das haben dann aber nach nur wenigen Tagen die Investoren schon wieder zum Anlass genommen, in die abgestraften Titel zu investieren. Die großen Verlierer aus dem Tech-Bereich gehörten dann auch wieder wenig überraschend zu den großen Gewinnern der Erholung. Hieraus ergibt sich jedoch ein Risiko für die Kapitalmärkte, wenn die aktuellen Börsenstars die extrem hohen Erwartungen an die weitere Geschäftsentwicklung nicht erfüllen können. Schon kleine Abweichungen waren zuletzt einer der Auslöser für die Turbulenzen an den Börsen.