Lasst_die_Büffel_los_Frank_Fischer_Kolumne

China: Lasst die Büffel los!

Die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrstag sind vorbei, jetzt kann auch an der Börse das „Jahr des Büffels“ beginnen. Wird es aber auch ein gutes Börsenjahr? Die Chancen stehen auf jeden Fall nicht schlecht, auch wenn es schwierig sein könnte, das vergangene „Jahr der Ratte“ zu überbieten. Denn trotz Corona-Krise und Lockdown legte der CSI-300-Index um über 50 Prozent zu; beim Shanghai Composite Index waren es immerhin auch über 30 Prozent.

 

Der „fleißige“ Büffel

 

Der „Büffel“ hat also eine hohe Hürde vor sich. Doch die Vorzeichen für ein gutes Aktienjahr stehen nicht schlecht. Dafür gibt es mehrere Gründe: Chinas Banken haben im Januar einen Rekord in der Kreditvergabe erzielt. Der Renminbi kletterte gegen den US-Dollar auf ein 33-Monats-Hoch und Analysten erwarten ein Wachstum der chinesischen Wirtschaft von bis zu zehn Prozent im Kalenderjahr 2021. Darüber hinaus hat China im Corona-Jahr 2020 dem Ifo-Institut zufolge seiner Stellung als Exportweltmeister gegenüber seinen härtesten Rivalen USA und Deutschland weiter ausgebaut. Der Weltmarktanteil der Volksrepublik im Warenhandel kletterte um 1,5 Punkte auf 14,5 Prozent, während der Anteil der USA um rund einen halben Punkt auf 8,5 Prozent, und der von Deutschland um 0,1 Punkte auf acht Prozent sank.

 

Rentenmarkt preist weitere Belastungen ein

 

Und auch der Rentenmarkt lässt nichts Gutes erwarten. Nach einem rasanten Start zu Beginn des Jahres, in dem die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um rund 0,3 Prozentpunkte auf 1,18 Prozent gestiegen waren, gingen sie zuletzt wieder auf knapp über ein Prozent zurück. Zum einen herrscht weiterhin Unklarheit über den genauen Umfang, den Zeitpunkt und die Zusammensetzung des angekündigten US-Fiskalpakets. Zum anderen erhöhten die Mutationen des Coronavirus sowie die nur zögerlich voranschreitenden Impfkampagnen und erneute Abschottungsmaßnahmen die Ängste vor neuen wirtschaftlichen Schäden der Pandemie. Diese Bedenken betonte auch der Internationale Währungsfonds in seinem jüngsten Ausblick für die Weltwirtschaft, obwohl er auf der anderen Seite das erwartete US-Wachstum auf 5,1 Prozent für das Gesamtjahr 2021 erhöhte. Das wiederum gibt Anlass zu Hoffnungen.

Und nicht zu vergessen: Der Büffel gilt in der chinesischen Mythologie als sehr fleißig. Und Fleiß kann man chinesischen Arbeitern wirklich nicht absprechen. Vor allem in der immer stärker werden Internetwirtschaft rackern sich Millionen von Chinesen von neun Uhr früh bis neun Uhr abends ab – und das sechs Tage die Woche. Das ist eine 72-Stunden-Woche! Und die gilt für Entwickler, wie auch für die Paketdienstfahrer, die in China mehr als 50 Milliarden (!!!) Pakete pro Jahr ausliefern.

 

China: Exportnation, die den Binnenkonsum stärken will

 

Und noch einiges spricht für das Reich der Mitte – was aber über das Jahr des Büffels hinausgeht: In China wird die Zahl der 35- bis 45-Jährigen in den kommenden zehn Jahren um rund 25 Millionen wachsen, die der über 55-Jährigen sogar um 124 Millionen, so die Schätzungen der Deutschen Bank-Experten. Die Konsumausgaben sind in diesen beiden Altersgruppen schon heute sehr hoch, weil die mittleren Jahrgänge Familien gründen und die Älteren in der Regel über eine hohe Kaufkraft verfügen. Und die kommunistische Partei hat erst unlängst beschlossen, die Binnennachfrage zu stärken, umso weniger abhängig von Exporten zu sein. Demnach könnten sich die Ausgaben der privaten Haushalte für Güter und Dienstleistungen innerhalb der kommenden 10 Jahre mehr als verdoppeln. Mit einem Volumen von dann fast 13 Billionen US-Dollar wäre der chinesische Markt dann fast so groß wie der in den USA heute. Und dieses Wachstum dürfte auf lange Sicht neben Konsumwerten auch Aktien aus dem Dienstleistungssektor begünstigen, da die schnell wachsende ältere Generation unter anderem mehr für Gesundheit und für Reisen ausgibt. Wie stark der private Konsum schon heute ist, konnte man wieder am letzten „Singles Day“ im November sehen. An diesem „Schnäppchen-Tag“ verbuchte der E-Commerce-Riese Alibaba einen Rekordumsatz von 47,7 Mrd. Euro, ganze 26 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

 

Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in China aussichtsreich positioniert

 

Aus diesem Grund gehört Alibaba, wie auch das chinesische Internet- und Kommunikationsunternehmen Tencent, zum Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Denn auch wir sind vom starken Wachstum im Reich der Mitte überzeugt. Diese Entwicklung wird allerdings nicht immer linear verlaufen, da die chinesische Zentralregierung immer wieder in das Wirtschaftsgeschehen des Landes eingreifen wird. Die Gefahr staatlicher Eingriffe dürfte als Risiko für Investoren dauerhaft bleiben.

Trotzdem sind die Perspektiven aus unserer Sicht gut. Das gilt auch für das „Jahr des Büffels“. Denn auch das letzte Büffel-Jahr begann im Jahre 2009 mitten in einer weltwirtschaftlich kritischen Zeit, der Weltfinanzkrise. Dennoch stieg der Shanghai Composite Index damals um 29 Prozent, der CSI-300-Index gar um 43 Prozent. Der fleißige Büffel konnte also schon damals liefern.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.