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Börse: „China rockt!“ - Peking baut seine Marktmacht aus

Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, doch erst im Januar legten die USA und China ihren
Zollstreit bei und einigten sich auf ein Handelsabkommen. Doch seitdem ist viel passiert. US-Präsident Donald Trump ist im Wahlkampf – und seine Rhetorik gegenüber Peking hat sich seither nicht gebessert. Er wettert weiter gegen China, das seine „Wiederwahl mit aller Macht verhindern will“. Und durch die Corona-Krise haben sich eh die Spielregeln verändert. Aufgrund der Pandemie hat China im ersten Halbjahr nicht mal 25 Prozent der für 2020 vereinbarten US-Güter importiert. Den Rückstand bis zum Jahresende aufzuholen dürfte also schwer werden. Ohnehin scheinen beide Parteien dem Handelsabkommen wenig Wert beizumessen. In China wächst der Unmut darüber, dass die Trump-Administration trotz der großen Zugeständnisse Chinas den geopolitischen Druck auf Peking hochhält und weiter gegen chinesische Unternehmen wie Huawei vorgeht. Gleichzeitig passt das Abkommen, das Trump im Wahlkampf zusätzliche Nachfrage für US-Unternehmen bescheren sollte, nicht mehr zum chinakritischen Geist in Washington, denn auch Trump-Kontrahent Joe Biden bezeichnete den Deal bereits als gescheitert.

Und was macht Peking? Es baut seine wirtschaftliche Macht weiter aus. China hat die Corona-Krise besser gemeistert als die USA. Die Wirtschaft wächst wieder, während das Bruttoinlandsprodukt der USA im ersten Halbjahr dramatisch abstürzte. Die Wirtschaftsleistung sank zwischen April und Juni mit einer annualisierten Rate von fast 33 Prozent. So steil ging es mit der US-Wirtschaft seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr bergab. Vorteil China.

 

Lob von Elon Musk: „China rockt!“

 

Und Peking bekommt Unterstützung von prominenter Seite. So lobte Tesla-Chef Elon Musk in einem Interview mit der Automobilzeitschrift „Automotive News“. ,,China rockt, meiner Meinung nach. Die Energie in China ist großartig." Das Augenmerk legte er dabei auf die Menschen dort, schließlich baut Tesla auch in China Autos. Es gebe dort viele „kluge, hart arbeitende Menschen.“ Besonders gefalle ihm die Einstellung der Leute: "… sie erheben keinen Anspruch, sie sind nicht selbstgefällig." Ganz anders seine Meinung über die USA: „Ich beobachte in den Vereinigten Staaten zunehmend mehr Selbstgefälligkeit und Anspruchsdenken.“ Hier sei China eindeutig im Vorteil.

 

Chinas Antwort auf Goldman Sachs & Co.

 

Das dürfte Peking gefallen haben. Und man geht weiter. Nachdem China zuletzt den Markt für US-Geldhäuser wie Goldman Sachs, Morgan Stanley & Co. geöffnet hatte, will die Volksrepublik offenbar einen Rivalen zu den Wall-Street-Giganten schaffen. China drängt Insidern zufolge auf eine Fusion der beiden heimischen Brokerhäuser First Capital Securities und Capital Securities. First Capital ist an der Börse umgerechnet 6,2 Milliarden Dollar wert. Capital Securities soll mit rund 1,4 Milliarden Dollar bewertet werden. Hier könnte also ein echter Rivale entstehen.

 

„Star Market“ stellt Tech-Werte ins „Schaufenster“

 

Aber Peking geht noch einen Schritt weiter. So wurde mit dem „Star Market“ in Shanghai eine Technologiebörse ins Leben gerufen, die der Nasdaq mittel- bis langfristig Konkurrenz machen soll. Das wird bestimmt nicht einfach, aber der Schritt macht Sinn. Der Handelsplatz soll chinesischen Firmen aus den Zukunftsbranchen Hightech und Biotechnologie mehr Möglichkeiten und Freiheiten beim Einsammeln von Kapital geben. Bislang notieren die Aktien chinesischer Technologiefirmen an der Wall Street oder in Hongkong. Star Market soll sie zurück aufs chinesische Festland locken.

Aber auch für uns als Fondsmanager ist ein solches Segment interessant. Schließlich werden junge und aufstrebende Unternehmen am „Star Market“ quasi ins Schaufenster gestellt. In unseren Mandaten, wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem PRIMA – Globale Werte, sind wir schon seit vielen Jahren in verschiedenen chinesischen Aktien investiert. Derzeit sind es Alibaba und Tencent. Eine Technologiebörse wie Star Market gibt uns aber die Möglichkeit, weitere interessante Werte kennenzulernen, die vielleicht bei anderen Anlegern nicht so im Fokus stehen. Denn, dass Peking auch am Kapitalmarkt seine Position ausbauen wird, steht wohl außer Frage.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.