Währungsrisiken bei Fonds

Währungsrisiken bei Fonds

Währungsrisiken sind Faktoren, die Einfluss auf die Rendite von Investmentfonds haben können. Ein Währungsrisiko entsteht, wenn ein Fonds in einer anderen Währung als der Heimatwährung des Investors investiert.

Eine Investition in einen anderen Währungsraum kann zu einem Gewinn oder Verlust führen - je nachdem, wie sich die Wechselkurse entwickeln. Wenn beispielsweise ein deutscher Investor in einem US-amerikanischen Aktienfonds investiert und der US-Dollar dann gegenüber dem Euro an Wert verliert, kann dies die Rendite des Fonds negativ beeinflussen. Umgekehrt gilt: Wenn der Wechselkurs einer Investitionswährung gegenüber der des Anlegers steigt, kann dies dazu führen, dass der Fonds in der Währung des Anlegers einen höheren Wert hat.

Um Währungsrisiken zu minimieren, führen Investmentfonds Währungsabsicherungen durch. Eine Möglichkeit besteht darin, nur in Wertpapiere zu investieren, die in der Währung des Anlegers notiert sind, um so das Währungsrisiko vollständig auszuschalten. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Währungsderivaten wie Futures und Optionen, um das Risiko von Wechselkursschwankungen zu minimieren. Eine Absicherung kann jedoch zusätzliche Kosten verursachen und Auswirkungen auf die Rendite des Fonds haben.

Das Fondsmanagement muss deshalb bei der Entscheidung, ob eine Währungsabsicherung durchgeführt werden soll oder nicht, potenzielle Risiken und Auswirkungen sorgfältig analysieren und abwägen. Wenn nur kurzfristige Auswirkungen erwartet werden, kann es sinnvoller sein, das Währungsrisiko zu akzeptieren, um renditeschmälernde Kosten zu vermeiden.

 

Ist es wichtig in welcher Währung der Fonds notiert?


Jein – es hat eine Bedeutung welche Währung der Rücknahmepreis hat, allerdings ist dieser Faktor auf die Währungsrisiken der im Fonds enthaltenen Wertpapiere zurückzuführen. Die Währung des Fonds stellt somit kein zusätzliches Risiko dar, unterliegt aber eben schon den Risiken der enthaltenen Wertpapiere.

Ein Beispiel illustriert die Risken von unterschiedlichen Währungen im Fonds. Nehmen wir zwei fiktive Fonds an, die jeweils zwei Aktien halten. Angenommen es handle sich um eine deutsche Aktie, die entsprechen in Euro gelistet ist und eine schweizer Aktie in Franken. Die Kurse der Aktien verändern sich in ihren Heimatwährungen nicht. Beide Aktien sind in ihrer Heimat Währung 100 wert. Nun notiert ein Fonds in Euro und einer in Franken.

Aktuell entspricht ein Euro in etwa einem Franken (0,98 Franken; Stand April 2023). Bei einem Wechselkurs von 1:1 ergäben sich folgende Fondsvermögen:

 

Fondswährung Wert deutsche Aktie Wert schweizer Aktie Fondsvermögen
100 € 100 € 200 €
SFr 100 SFr 100 SFr 200 SFr

 

Die Fonds sind also gleich viel wert. Jetzt fällt der Wert des Schweizer Franken auf 0,9 €. Was passiert?

 

Fondswährung Wert deutsche Aktie Wert schweizer Aktie Fondsvermögen
100 € 90 € (100 SFr x 0,9) 190 €
SFr 111 SFr (100 € / 0,9) 100 SFr 211 SFr

 

Fazit: Man erkennt: Fällt die Währung, in der der Fonds notiert, steigt der Wert von Aktien in Fremdwährungen, weil man nun mehr Franken für die gleichen €-Wert erhalte. Das Fondsvermögen in SFr. steigt. Man erkennt ebenso, dass sich das Fondsvermögen direkt durch den Währungseffekt auf Aktienebene verändert und kein Zusatzeffekt entsteht. 
Als deutscher Anleger hilft es da auch nicht den Fonds in der SFr-Notierung zu kaufen, denn wenn ich in Deutschland lebe, benötige ich Euro und müsste die 211 Franken zu 1:0,9 in Euro wechseln, sodass ich wieder 190 € erhalte.

Insgesamt ist das Währungsrisiko ein wichtiger Faktor, den Anleger bei der Auswahl eines Investmentfonds berücksichtigen sollten. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, wie groß das Währungsrisiko eines Fonds ist und ob das Fondsmanagement Methoden aktiv einsetzt, um das Währungsrisiko abzusichern.

 

Währungen um die Welt

Quelle: Adobe Stock | © zephyr_p | Global business and economy. World globe crystal glass on various international money banknotes. Currency exchange rate. Financial investment concept

 

Transaktionsrisiko

 

Wechselkurse können nicht nur für Wertveränderungen auf Depotebene sorgen, sondern natürlich auch die Geschäfte der Unternehmen an sich, insofern diese viel importieren, exportieren oder beides. Deutsche Autokonzerne, wie Daimler und Volkswagen erzielen schon seit längerem große Teile ihrer Profite durch Autoverkäufe in China. Diese Autos werden natürlich in chinesischen Yuan bezahlt. Fällt der Wert des Yuan im Verhältnis zum Euro, so verdienen die Konzerne am Ende weniger Geld in Euro als zuvor, was sich negativ auf die Geschäftsergebnisse und damit auch auf den Aktienkurs auswirken kann.

Apple hat unter anderem aufgrund des schwachen Euros den Verkaufspreis des IPhones in Europa jüngst (Ende 2022) um 150 € erhöht, während er in US-Dollar unverändert blieb.

 

Translationsrisiko

 

Das Translationsrisiko ist bilanzieller Natur. Vermögenswerte, die in anderer Währung notieren, können sich durch Wechselkurse auf bilanzielle Ausweise, wie Gewinn- und Verlustrechnung auswirken. Gängige Beispiele sind die bilanziellen Werte von Tochtergesellschaften aus dem Ausland.

 

Wann begann man Währungsrisiken zu beachten?

 

Das Management von Währungsrisiken begann in den 1990er Jahren als Reaktion auf die Lateinamerika-Krise von 1994. Viele Länder in dieser Region hatten Auslandsschulden aufgebaut, die ihre Ertragskraft und Rückzahlungsfähigkeit überstiegen – eine drastische Abwertung der heimischen Währungen war die Folge. Auch die asiatische Währungskrise von 1997, die mit dem finanziellen Zusammenbruch des thailändischen Baht begann, lenkte in den folgenden Jahren den Blick der Investoren auf das Wechselkursrisiko.

Durch eine Investition in Länder mit stark steigenden Währungen und Zinssätzen lassen sich Währungsschwankungen theoretisch auch zur Renditesteigerung nutzen. Anleger müssen dabei die Verschuldung des Landes im Blick haben, da sie in der Regel einem Inflationsanstieg vorausgeht.  Dies kann zu einem Verlust des wirtschaftlichen Vertrauens führen, was zur Folge haben kann, dass die Währung eines Landes fällt. Steigende Währungen wiederum sind in der Regel mit einer niedrigen Schuldenquote im Vergleich zur Wirtschaftsleistung verbunden.

 

Wichtige Schlussfolgerungen

 

1.    Währungsrisiko ist die Gefahr, aufgrund ungünstiger Wechselkursbewegungen Geld zu verlieren.
2.    Unternehmen und Einzelpersonen, die auf ausländischen Märkten tätig sind, sind einem Währungsrisiko ausgesetzt.
3.    Institutionelle Anleger wie Hedgefonds und Investmentfonds sowie große multinationale Unternehmen sichern das Währungsrisiko auf dem Devisenmarkt und mit Derivaten wie Futures und Optionen ab.

 

Heiko Böhmer

Heiko Böhmer

Heiko Böhmer verfügt über mehr als 20 Jahre Finanzmarkterfahrung. Als Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management zeigt er, wie wirtschaftliche Entwicklungen und Anlagetrends zusammenhängen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Einzeltiteln und den Aktienstrategien von Shareholder Value Management.