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Coronavirus & Börse: Heute schon an übermorgen denken!

Das Corona-Virus hat die Märkte weiterhin fest im Griff. Die Folgen für die Weltwirtschaft sind derzeit noch kaum abzuschätzen, kein Mensch weiß, wie lange sich die Krise noch hinzieht. Die Angst ist fest im Markt verwurzelt. Oder, wie Hans-Jürgen Jakobs vom Handelsblatt schrieb „Angst essen Seele auf!“. Die Hysterie ist groß. Aber irgendwie hat man den Eindruck, dass der klare Menschenverstand in solchen Situationen immer etwas zu kurz kommt.

Klar, die Unterbrechung von Lieferketten, die Drosselung vieler Produktionseinheiten, die Angst vor einer sich weiter abschwächenden Konjunktur – niemand kann genau sagen, welche Folgen die Krise noch mit sich bringen wird. Trotzdem sei aus Anlegersicht die Frage erlaubt: Warum nicht heute schon an übermorgen denken?

 

Die Bewertungen sind das A und O

 

In diesem Zusammenhang ist das jüngste Memo des legendären Investors Howard Marks zur aktuellen Marktentwicklungen interessant. Der Milliardär und Mitgründer des Vermögensverwalters Oaktree Capital, hat sich dabei der Frage gewidmet, ob Aktien nach den jüngsten Kurseinbrüchen wieder kaufenswert sind und kommt zu dem Schluss: "Das kann niemand sagen!“ Allerdings ist er der Überzeugung, intelligentes Investieren müsse - wie immer - auf dem Verhältnis von Preis und Wert basieren. Mit anderen Worten solle man nicht die Frage stellen, ob die Kurseinbrüche sich weiter fortsetzen, sondern eher: "Sind Aktien jetzt richtig bewertet, oder gar noch zu teuer, oder schon günstig?". Marks rät Anlegern, etwas Geld in die Hand zu nehmen, um nachzukaufen. Steigen die Aktien, würden Anleger froh sein, günstig nachgekauft zu haben. Fallen sie weiter, hätte man noch Geld, um erneut zu investieren - kein schlechter Rat.

 

Auf die betroffenen Sektoren achten

 

Dabei muss man unter den gegebenen Umständen aber auch auf Sektoren achten, die von den Folgen des Corona-Virus besonders stark betroffen sind. So ist eine genaue Bewertung von Papieren der Touristikbranche und von Fluglinien derzeit kaum möglich. Der schon zuvor angeschlagene britische Regionalflieger Flybe musste Insolvenz anmelden. Airbus hatte im Februar keine einzige Bestellung zu vermelden. Und dass es für die Automobilbrache schwierig bleibt zeigt die Tatsache, dass der Fahrzeugabsatz in China im vergangenen Monat um rund 80 Prozent zurückgegangen ist.

 

Krisengewinner

 

Und die Krisengewinner? Das sind neben einigen Pharmakonzernen Unternehmen wie Amazon, Facebook oder YouTube, bzw. Alphabet (Blogbeitrag: Börse: FAANG Dir die Krisengewinner!). Denn was machen die Menschen, wenn aus Furcht vor einer Ansteckung nicht mehr aus dem Haus gehen? Sie lassen sich ihr Essen und andere Dinge nach Hause liefern, schauen Filme, hören online Musik und Chatten mit ihren Freunden. Aber auch die Aktien dieser Unternehmen sind im allgemeinen Sell-Off unter die Räder gekommen und damit heute günstiger zu erwerben als noch vor ein paar Wochen.

Und nicht zu vergessen: Es gibt Hoffnung im allgemeinen Chaos. So geht das Robert Koch-Institut davon aus, dass es schon in wenigen Wochen Behandlungsmethoden gibt, die Corona-Infizierten helfen können. Und aus China ist zu hören, dass die Werke wieder öffnen und sich Produktion langsam wieder normalisiert.

Darum bleiben wir unserem Stil treu und kaufen eigentümergeführte Firmen mit wirtschaftlichem Burggraben. Und dass die Sicherheitsmarge für unsere Value-Titel größer geworden ist, eröffnet neue Kaufgelegenheiten, denn Schwankungen können auch etwas Positives haben.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.