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Sektorenrotation begünstigt Value-Titel

Gesunde Marktbereinigung oder größere Korrektur? Das ist die „One-Millionen-Dollar“-Frage nach den jüngsten Kursverlusten der US-Tech-Giganten. Ob Apple, Amazon, Tesla oder Microsoft, sie alle büßten zuletzt entscheidend an Wert ein. Groß verwundern dürfte dies aber nur die wenigsten Anleger, schließlich hatten sich die Werte seit Ausbruch der Corona-Krise fast schon wieder verdoppelt. Der NASDAQ 100 legte in diesem kurzen Zeitraum von rund sechs Monaten über 60 Prozent zu – das konnte auf Dauer nicht gut gehen. So hatten auch wir in unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen die Position in Apple frühzeitig halbiert. Nicht dass Apple ein schlechtes Unternehmen wäre, ganz im Gegenteil. Aber die Aktie hatte seit dem Tief im März über 110 Prozent zugelegt. Da lagen Gewinnmitnahmen auf der Hand. Auf der anderen Seite sind wir vom langfristigen Wachstum von Unternehmen wie Alibaba, Facebook und Alphabet überzeugt. Allerdings lassen uns die recht hohen Bewertungen vorsichtig werden. Hier gilt das zu Apple Gesagte entsprechend.

 

Heftige Abschläge bei Tesla

 

Doch wie geht es weiter? Nach einem fulminanten August, in dem der NASDAQ 100 fast zehn Prozent zulegte, ging es bergab. Innerhalb von nur zwei Handelstagen war der gesamte Gewinn vom August wieder weg. Besonders heftig traf es Tesla. Der Aktienkurs des Elektroauto-Pioniers stürzte von einem auf den anderen Tag um mehr als 20 Prozent ab. Hier zeigt sich wieder der Unterschied von Investieren und Spekulieren. Der Börsenwert von Tesla schrumpfte damit um rund 80 Milliarden Dollar - das ist mehr als die Marktkapitalisierung von Ford und General Motors zusammen. Wie gesagt, an nur einem einzigen Tag.

 

Analysten sind sich uneinig

 

Als Begründung für die Abgaben bei den Tech-Giganten wurden die hohen Bewertungen angeführt, der schnelle Kursanstieg sowie der mögliche Kartellrechtsprozess gegen Alphabet (Blogbeitrag: "Value"-Optimismus und das stumpfe Schwert über Alphabet). Die Analysten sind sich derweil aber nicht einig darüber, wie es jetzt weitergehen wird. Der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock sieht in der Korrektur lediglich einen „Warnschuss“. Allianz Global Investors glaubt dagegen, dass Tech-Werte noch weitere „zehn Prozent fallen“ könnten. Mal schauen, wessen Einschätzung richtig ist.

 

Sektorenrotation hin zu Value-Titeln

 

Auf der anderen Seite hat der Kurssturz der US-Tech-Giganten – Europa war nicht so sehr davon betroffen – auch eine Sektorenrotation ausgelöst, denn Zykliker und Banken legten im gleichen Zeitraum zu. So haben auch wir umgeschichtet und in Werte wie den Bier-Brauer AB InBev, oder den britischen Autoversicherer Admiral investiert. Denn wir gehen davon aus, dass sich zyklische, beziehungsweise Value-Titel in den kommenden Wochen besser entwickeln werden. Gleiches gilt wohl auch für den STOXX 600, in dem im Vergleich zum S&P 500 Tech-Konzerne unterrepräsentiert sind. Die Sektorenrotation kann auch den DAX aktuell noch gut stabilisieren, so dass ein größerer Abverkauf in Summe bisher nicht stattfinden konnte.

 

Gold als Beimischung und zur Absicherung

 

Grundsätzlich sind wir auch weiterhin positiv für die Aktienmärkte eingestellt. Doch die aktuelle Situation lässt uns doch etwas vorsichtig agieren. So halten wir im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ein Exposure in Gold (Blogbeitrag: Aktien und Gold – die Mischung macht’s!) , um für alle Fälle gewappnet zu sein. Schließlich werfen die amerikanischen Präsidentschaftswahlen ihre Schatten voraus. Und Trump holt gegenüber seinem Herausforderer Joe Biden immer weiter auf. Dazu die weiterhin angespannte Situation um den Brexit. Eine gewisse Vorsicht ist also abgebracht. Trotz allem Optimismus.

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.