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Zinserhöhung und Inflation: Toxischer Mix befeuert das Billionen-Monopoly

„Es könnte sein, dass die Zinsen etwas ansteigen müssen, um sicherzustellen, dass unsere Wirtschaft nicht überhitzt.“ Janet Yellen weiß immer ganz genau was sie sagt. Sie war jahrelang Chefin der US-Notenbank - und da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Doch jetzt als US-Finanzministerin kann sie etwas freier agieren, wohlwissend, dass die Kapitalmärkte weiterhin jedes ihrer Worte genau beachten.

Aber Yellen ist Profi und reagierte mit ihren Worten nur auf die ewigen Vorwürfe, die Billionen-Ausgabenprogramme ihres Präsidenten Joe Biden würden die Inflation anheizen. Tun sie wahrscheinlich auch. Doch mit ihren Worten ist Yellen ihrem Nachfolger Jerome Powell in die Parade gefahren, der erst Tage zuvor darauf hingewiesen hatte, dass die Fed weiterhin bei ihrem ultra-laxen Kurs bleiben werde, denn die US-Wirtschaft sei „noch nicht über dem Berg“, wie Powell es ausdrückte. Wie dem auch sei: steigende Zinsen und eine anziehende Inflation sind Gift für die Börsen dieser Welt. Es ist ein toxischer Mix, der Aktien belastet, während die Anleihemärkte für Anleger immer attraktiver erscheinen. Gibt es jetzt eine Rotation im Billionen-Monopoly?

 

Rohstoffpreise steigen weiter stark

 

Noch ist es nicht so weit. Zwar wird die Inflation ansteigen, daran gibt es keinen Zweifel. Das merkt man schon beim täglichen Einkauf. Hier sind die Preise bereits angezogen. Aber auch die Wirtschaft bekommt Preissteigerungen allerorts zu spüren. Denn haussierende Rohstoffpreise deuten momentan eindeutig auf potenzielle Inflationsrisiken hin. Ausreißer nach oben sind die Preise für Holz, die sich an den US-Terminmärkten seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt haben, und für Eisenerz, das so teuer gehandelt wird wie nie zuvor. Der Rohstoffindex von Bloomberg, der Metalle, Agrarrohstoffe und Öl beinhaltet, stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent, seit Jahresbeginn sind es fast 20 Prozent.

 

Für eine große Rotation ist es noch zu früh

 

Doch: Spricht das gegen Aktien? Nein, zumindest im Moment nicht! Sie erscheinen zwar derzeit teuer, was manche Anleger zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Doch man darf eines nicht vergessen: der Anstieg der „klassischen“ Bewertungen ist ein wiederkehrendes Phänomen, das immer dann auftritt, wenn der Markt nach einer Rezession die Gewinnerholung schneller einpreist, als die Analysten ihre Prognosen anpassen. Dass die Bewertungen gestiegen sind, ist also nicht zwingend ein Grund zur Sorge. Zumal die KGVs, so eine Analyse der Deutschen Bank, für die Gewinne 2021 in einigen Sektoren bereits wieder sinken. Dies gilt etwa für europäische Konzerne aus den Bereichen Stahl, Bergbau, Energie und Automobile. Sie werden trotz teils hoher Kurszuwächse heute merklich günstiger gehandelt als noch zu Jahresbeginn, weil die Gewinnerwartungen noch stärker gestiegen sind. Und schaut man auf die Quartalszahlen vieler US-Banken, oder unserer Portfoliounternehmen Alphabet und Facebook (Blogbeitrag: Facebook: Die globale Werbemaschine) , dann wurden hier die Erwartungen bei Weitem übertroffen. Und das wird wohl auch die kommenden Quartale so bleiben.

Gleichzeitig ist noch nicht ausgemacht, dass die Zinsen alsbald wirklich steigen. Die jüngsten Aussagen der EZB und der Fed deuten zumindest nicht darauf hin.

 

Der „natürliche“ Hedge: Höhere Preise, höhere Aktienkurse

 

Wir bleiben also optimistisch für die Aktienmärkte, zumindest vorläufig. Trotzdem haben wir unsere Portfolios, wie das des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, vorsorglich schon einmal an die Parameter der Zukunft angepasst. So werden etwa AB InBev und Unilever von steigenden Preisen profitieren. Betrachtet man zum Beispiel die Pubs in England, so sind viele von ihnen bereits „leergetrunken“, was der Nachfrage nach Bier von AB InBev (Blogbeitrag: AB InBev: Dieser globale Bierchampion bietet gute Perspektiven) mit seinen Marken Budweiser, Castle Lager und all den anderen zugutekommt. Und wenn in Deutschland die Kneipen und Biergärten wieder aufmachen, wird es bei Beck’s, Diebels oder Löwenbräu ähnlich sein. Was den täglichen Einkauf betrifft, so führt trotz des Lockdowns kein Weg an Langnese- und Magnum-Eis, oder auch an Knorr-Suppen und Lipton-Tee vorbei. Alles Marken von Unilever.

So ärgerlich die höheren Preise beim Einkauf oder im Biergarten auch sein mögen. Wir haben in unsere Portfolios, wenn man so will, quasi einen „natürlichen“ Hedge eingebaut, um die Preissteigerungen mittels steigender Aktienkurse abzufedern!

 

Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.