Nach unseren Kriterien ist der Online-Gigant ein wunderbares Unternehmen. Beispiel wirtschaftlicher Burggraben – also der Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz: Amazon ist einer der wichtigsten Online-Händler der Welt mit positiven Zukunftsaussichten. Schon heute liegt sein Anteil am Onlinehandel in wichtigen Märkten wie Deutschland bei mehr als 50 Prozent. Diese Position wird so bald kein Konkurrent erreichen können.
Gerade in diesen Tagen werden dabei die Weichen für die Zukunft neu gestellt: Anfang Juli wird Amazon-Gründer Jeff Bezos seinen Posten als CEO räumen – auf den Tag genau 27 Jahre nach Gründung des Unternehmens. Tatsächlich dürfte der Veränderungseffekt nicht besonders groß sein. Nachfolger Andy Jassy arbeitet selbst auch schon seit 1997 bei Amazon und wird die Strategie des Online-Riesen weiter fortführen. Und trotzdem ist die Personalie mit Blick auf die zukünftige Positionierung spannend. Jassy war bisher CEO von Amazon Web Services (AWS). Dabei handelt es sich um das hochprofitable Geschäft mit Serverkapazitäten. Wenn nun der Chef dieses Geschäftsbereichs zum Vorstandschef des Gesamtunternehmens aufsteigt, ist das ein klares Signal: Dieser Bereich soll eine noch größere Bedeutung bekommen.
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Tatsächlich hat sich Amazon vom reinen E-Commerce Anbieter zum allumfassenden Online-Konzern entwickelt. Vor allem der Geschäftsbereich AWS bietet noch enormes Wachstumspotenzial. AWS bietet 175 verschiedene Services in den Bereichen Datenspeicherung und Datenverarbeitung. Und hat sich als weltweit meistgenutzte Cloud-Plattform etabliert. Die Bandbreite der Kunden ist riesig: Konsumgütergigant Unilever (Blogbeitrag: Unilever: Den Alltag ins Depot packen) lässt bei AWS sein SAP-System (Blogbeitrag zu SAP: Auch Deutschland kann Cloud-Aktien) laufen. Netflix (Blogbeitrag zu Netflix Aktie: Gerade jetzt aussichtsreich) nutzt AWS für das Streaming. Laut unserer Analysen liegt der Umsatzanteil dieses Segments nur bei 11 Prozent. Das Geschäft von AWS erwirtschaftet aber 60 Prozent des operativen Einkommens. Hier ist schon erkennbar, welche enorme Hebelwirkung die Ausweitung des Geschäfts von AWS haben wird.
Die eigentliche Basis von Amazon ist jedoch das E-Commerce Geschäft. Grundsätzlich sind beim E-Commerce die Margen extrem niedrig. Als Anbieter kann man langfristig nur ordentliche Erträge erzielen, wenn die Kunden die Services und Dienstleistungen regelmäßig nutzen.
Jeder kennt Amazon. Jeder braucht Amazon fast schon täglich. Genau das ist der Vorteil des US-Giganten. Als Basis dient hier Amazon Prime, für das derzeit in Deutschland die Kunden beispielsweise rund 100 Euro im Jahr zahlen. Weltweit haben rund 500 Millionen Kunden einen Prime-Account und wer als Kunde einmal dabei ist, setzt natürlich regelmäßig beim Online-Versand auf die Vorzüge der Prime-Mitgliedschaft. Dabei ist beispielsweise der kostenlose Versand enthalten. Hinzu kommt der Anreiz des Streamingdienstes Prime Video. All das sorgt für stetige Einnahmen und sprudelnde Gewinne bei Amazon. Tatsächlich ist der Versand ein Posten, der immer unwichtiger wird. Auch heute noch bietet Amazon seine Standardbestellungen ab einer Größenordnung von 29 Euro kostenfrei an. Mit Amazon Prime haben die Kunden aber das Gefühl, etwas Gutes zu bekommen. Für das Unternehmen entstehen nur marginale Zusatzkosten. So setzte Amazon zu Beginn beim Versand auf externe Dienstleister. Heute macht Amazon die Logistik zu großen Teilen selbst. Die Vorteile sind klar: So ist eine bessere Auslastung möglich und die Kosten sind wesentlich geringer als beim Einsatz von DHL und Co.
Ein zweites eher kleines Beispiel zeigt, wie Amazon effizient das Umsatzpotenzial nutzt. Bei der Produktsuche über die Amazon-Seiten besteht oft die komplette erste Seite aus Anzeigen. Die Anbieter zahlen dafür, dass sie bei Amazon auf der ersten Seite erscheinen. Der Umsatz mit diesen Anzeigen liegt mittlerweile bei 10 Milliarden Dollar im Jahr. Das Beste für Amazon: Das ist nicht mit Kosten verbunden. In der Regel wird das von den Kunden nicht negativ bewertet, denn oft sind die günstigsten Angebote oben zu finden. Der Kunde hat wieder das gute Gefühl günstig einzukaufen. Amazon aber profitiert hier von beiden Seiten: vom Umsatz mit dem Produkt und von der Werbung durch den Anbieter.
Grundsätzlich hat Amazon noch viel Wachstumspotenzial. Bei den Marktanteilen im Online-Handel ist immer noch Luft nach oben. Im Corona-Jahr 2020 hat Amazon nach Angaben der Handelsforscher vom IFH Köln den Markanteil in Deutschland um 5 Prozentpunkte auf 53 Prozent gesteigert. Schon 2019 hatte Amazon den Marktanteil in Deutschland von 46 auf 48 Prozent gesteigert. Dabei gilt: Den einmal eroberten Marktanteil, gibt der Online-Gigant auch nicht mehr ab.
Gleichzeitig werden die Gewinnmargen bei Amazon in Zukunft steigen. Schon heute erreicht Amazon als Onlinehändler mit annähernd 6 Prozent eine fast doppelt so hohe Umsatzrendite wie WalMart als klassischer Einzelhändler. Der Weg führt hier weiter nach oben. Das basiert auch auf dem massiven Investitionsvolumen beispielsweise in eine eigene Fluglinie für Transportmaschinen in Nordamerika. Hieran lässt sich deutlich sehen, wie Amazon mit Dienstleistungen umgeht, die zunächst komplett zugekauft wurden. Als bei der Luftfracht eine kritische Größe erreicht war, änderte Amazon die Strategie und fing 2016 an, eine eigene Flotte aufzubauen, die jetzt im Geschäftsbereich Amazon Air unter der Marke Prime Air mit 67 Maschinen unterwegs ist. Jetzt muss Amazon die Dienstleistung nicht mehr hinzukaufen, sondern kann sie im Gegenteil sogar selbst anbieten - und hat damit sein Geschäftsmodell wieder ein Stück ausgeweitet.
Die Investitionen von heute – beispielsweise in die Logistik – werden die Gewinne in Zukunft steigern. Amazon macht genau das, was wunderbare Unternehmen tun sollten: Die Gewinne werden reinvestiert. So entsteht weiteres Wachstumspotenzial. Amazon ist ein klassischer Compounder, der stetig wächst und wir freuen uns auf die nächsten Jahre bei diesem Online-Giganten und noch auf viele neue Geschäftsbereiche.
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