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Im Finanzbereich ist die Wertpapierleihe ein gängiger Mechanismus, der an verschiedenen Stellen zum Einsatz kommt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick darauf, wie eine Wertpapierleihe abläuft, wo sie eingesetzt wird und welche Risiken damit verbunden sind.
Wie der Name schon vermuten lässt, wird bei der Wertpapierleihe ein Wertpapier verliehen. Der Verleiher überlässt dem Entleiher das jeweilige Wertpapier für einen festgelegten Zeitraum. Nach Ablauf der Frist hat der Entleiher die Pflicht, ein Wertpapier mit identischen Eigenschaften zurückzugeben, es muss nicht das genau gleiche Wertpapier sein.
Man stelle sich als Gegenstand der Wertpapierleihe zur Verdeutlichung ein IPhone vor, dann muss man nicht genau das Gerät, welches man ausgeliehen hat zurückgeben, aber ein IPhone des gleichen Modells, mit gleichem Speicherplatz, Prozessor usw.
Als Gegenleistung für das geliehene Wertpapier zahlt der Entleiher eine Leihgebühr und stellt dem Verleiher andere Wertpapiere oder Bargeld als Sicherheit zur Verfügung. In der Regel verläuft die Transaktion wie folgt: Der Verleiher überträgt das Wertpapier, welches Gegenstand der Leihe ist, an den Entleiher, der im Gegenzug eine Barsicherheit hinterlegt. Im zweiten Schritt kann diese Barsicherheit gegen andere Wertpapiere getauscht werden, die dann als Sicherheit dienen.
Bei Ablauf der Frist werden die Transaktionen rückabgewickelt. Der Entleiher übergibt das ausgeliehene Wertpapier an den Verleiher, der dafür Bargeld entrichtet. Das Bargeld wird dann vom Entleiher zurückgegeben und er erhält im Gegenzug seine hinterlegten Sicherheiten zurück. Zusätzlich wird eine Leihgebühr vom Entleiher an den Verleiher gezahlt.
Welche Gründe bewegen Marktteilnehmer dazu, Wertpapiere auszuleihen? Es gibt verschiedene Szenarien, in denen dies sinnvoll sein kann. Manchmal werden Wertpapiere nur für sehr kurze Zeit benötigt, beispielsweise für 1 bis 2 Tage. In diesem Fall kann es günstiger sein, das Wertpapier auszuleihen. Bei sogenannten "Marktmachern" kommt das häufig vor. Diese Unternehmen sorgen für den Handel und beschaffen die benötigten Wertpapiere für die Depots ihrer Kunden. Um die Wertpapiere zeitnah ins Depot übertragen zu können, leihen die Marktmacher sie manchmal aus.
Verschiedene Anlagestrategien basieren ebenfalls auf Wertpapierleihen, wobei das bekannteste Beispiel vermutlich das "Shortselling" ist. Dabei setzen Leerverkäufer auf fallende Kurse eines Wertpapiers. Wenn Sie beispielsweise eine Aktie für 10 € kaufen, machen Sie das in der Regel, weil Sie glauben, dass der Kurs steigen wird. Das wird als "Longposition" bezeichnet. "Short" bedeutet das Gegenteil. Sie profitieren also nicht von steigenden, sondern von fallenden Kursen. Dafür müssen Sie das Wertpapier ausleihen. In diesem Fall leihen Sie eine Aktie im Wert von 10 € aus, verkaufen sie am Aktienmarkt und generieren 10 €. Am Ende der Leihdauer müssen Sie eine Aktie zurückgeben. Wenn diese weniger als 10 € wert ist, haben Sie einen Gewinn erzielt.
Aktive Fonds, wie unter anderem Aktienfonds, nutzen diese Methode auch zur Absicherung von Portfolios, dem sogenannten Hedging.
Wir haben bereits die Gründe des Entleihers besprochen. Doch was motiviert den Verleiher? Der Verleiher erhält eine Gebühr als Gegenleistung. ETFs und Fonds treten häufig als Verleiher auf und geben die Erträge, zumindest Teile, an die Anleger weiter. Auf diese Weise kann die Rendite des Produkts gesteigert oder die Kosten gesenkt werden, allerdings nur im geringen Maße.
Die Leihgebühren sind nämlich in der Regel sehr niedrig, da die Risiken dieser Transaktionen überschaubar sind. Dies liegt an den Sicherheiten, die hinterlegt werden müssen, um Verluste für den Verleiher zu vermeiden.
Schaut man sich die verfügbaren Daten der ETF-Anbieter an, bestätigen diese das. Mehr als 0,25 % zusätzliche Rendite werden in der Regel nicht erzielt, oft ist es sogar viel weniger. Die Wertpapierleihe wird nur bei physisch replizierenden ETFs eingesetzt, die im Vergleich zu synthetischen ETFs als sicherer gelten.
Sicherheiten schützen den Verleiher vor Verlusten durch das Leihgeschäft. Man denke mal an Shortseller. Angenommen die Shortposition fährt hohe Verluste ein. Dann besteht das Risiko, dass der Verleiher seine Wertpapiere nicht zurückbekommt, weil der Entleiher beispielsweise insolvent geht. Um das zu vermeiden, besichert man ein Leihgeschäft, ähnlich wie bei Baufinanzierungen zum Beispiel.
Für die bei uns üblichen UCITS-Fonds ist vorgeschrieben, dass der Wert der Sicherheiten mindestens 105% oder 110% der entliehenen Sache betragen muss. Ob der Wert der Sicherheiten noch ausreichend ist, wird täglich geprüft.
Die Sicherheiten müssen diversifiziert sein, keine einzelne Position darf mehr als 30 Prozent ausmachen.