Das turbulente erste Quartal nähert sich dem Ende – viele große Indizes und Aktien sind massiv eingebrochen. Die schwache Tendenz gab es schon seit Januar, sie hat sich dann durch den Ukraine-Krieg massiv verstärkt. In einer solchen Marktphase kommt dem Rebalancing unseres Frankfurter Modern Value Index eine große Bedeutung zu. Dieses Mal sind gleich drei neue Aktien hinzugekommen, die ich Ihnen kurz vorstellen will.
Ich habe den Frankfurter Modern Value Index neulich schon mal vorgestellt, die wichtigsten Fakten finden Sie hier: Qualitätsaktien im Fokus: Der Frankfurter Modern Value Index
Der Frankfurter Modern Value Index ist immer zu 100 Prozent investiert, der Aspekt des Market-Timings spielt dabei keine Rolle. Wir treffen bei den Unternehmen aus unserem Anlageuniversum eine Vorauswahl in der Tradition der vier einfachen Prinzipien des Value-Investing, eine Philosophie, die auch bei unseren aktiven Mandaten gilt. Wichtigstes Entscheidungskriterium ist der Total Shareholder Return (TSR) über die nächsten 5 Jahre, also die erwartete Gesamtrendite der Aktie, die sich aus der Kursentwicklung und den Dividendenzahlungen zusammensetzt. Dazu investieren wir nach unseren nachhaltigen Ausschlusskriterien in familien- oder eigentümergeführte Firmen, die über einen wirtschaftlichen Burggraben verfügen.
Für den Index qualifizieren sich die 25 Aktien aus der Watchlist mit dem höchsten TSR zum jeweiligen Stichtag. Diese Aktien werden gleichgewichtet mit vier Prozent in den Index aufgenommen, einmal im Quartal erfolgt ein Rebalancing. Hier kommt dann das vierte Prinzip des Value-Investing, Mr. Market, zum Tragen. Die Titel werden wieder auf die Ausgangsgewichtung von vier Prozent zurückgesetzt. Das verringert die Schwankungsanfälligkeit des Index, denn besonders gut gelaufene Aktien werden wieder auf den Ausgangswert zurückgenommen und schlechter laufende Aktien werden wieder nach oben angepasst.
Gerade der Aspekt des Rebalancing hat bei dem Index eine große Bedeutung. Hier lohnt es sich noch einmal genauer hinzuschauen. Hinter diesem Ansatz steht die Überlegung der Regression zum Mittelwert. Mittel- bis langfristig nähern sich Kurse ihrem langfristigen Rendite-Mittelwert an. Wenn also Aktien besonders gut gelaufen sind, ist in der Folge tendenziell mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung zu rechnen, wohingegen Aktien mit einer zuletzt schwächeren Entwicklung die Tendenz haben, wieder zu steigen.
Die aktuelle Schwäche bietet deshalb unserer Meinung nach auf langfristige Sicht auch enorme Chancen. Das zeigt sich an der deutlichen Verschiebung beim TSR – also unserer Bewertungskennzahl für das Potenzial in den nächsten 5 Jahren. Mit Alibaba und Tencent Holdings (Blogbeitrag: Tencent Holdings: Der chinesische Online-Superheld) aus China sind hier sicherlich zwei Extremwerte im FRAX mit dabei. Bei Alibaba ist der TSR zuletzt auf 27 Prozent gestiegen, bezogen auf die von uns erwartete Jahresrendite. Schon vor einigen Tagen bin ich auf die Schlagzeile gestoßen: „Ist Alibaba jetzt die günstigste Aktie der Welt?“ Trotz der massiven Korrektur bleibt die Aktie – genauso wie Tencent Holdings - auch weiterhin im FRAX enthalten.
Doch nun zu den drei neuen Werten im FRAX. Mit Netflix habe ich einen Titel an dieser Stelle erst vor wenigen Wochen vorgestellt (Zum Beitrag: Netflix Aktie: Gerade jetzt aussichtsreich). Wir sind von dem US-Streaming-Anbieter langfristig überzeugt, weil der wirtschaftliche Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz massiv ist. Ende 2021 hatte Netflix annähernd 222 Millionen zahlende Kunden. Zur Ermittlung des Wachstumspotenzials bei den Kunden haben wir uns auf die globalen Haushalte mit einem Breitband-Internetanschluss konzentriert. Sollte hier das Wachstum beim langfristigen Durchschnitt bleiben – und danach sieht es derzeit wieder aus – dann ist eine globale Kundenzahl von rund 500 Millionen für das Jahr 2030 realistisch. Selbst bei stabilen Preisen würde sich so der Netflix-Umsatz bis 2030 mehr als verdoppeln.
Zusätzlich neu dabei ist der Software-Konzern Adobe (Blogbeitrag zu Adobe: Kreatives Wachstum in der Cloud). Mit der Software-Unterstützung durch Adobe können die Kunden digitale Inhalte erstellen, dann veröffentlichen und auch deren Wirkung messen. So gehören Grafik- und Bildbearbeitungsprogramme, Audio- und Videoschnittsysteme und Webanalyse-Tools zum Angebot. Die bekanntesten Produkte sind Photoshop, Acrobat oder auch Dreamweaver.
Das Bild wird abgerundet vom französischen Luxuskonzern LVMH. Das Portfolio des Unternehmens besteht aus zahlreichen weltweit bekannten und beliebten Marken aus dem Bereichen Wein & Spirituosen, Mode & Lederwaren, Parfüm & Kosmetik sowie Uhren & Schmuck, die weltweit auch in eigenen Geschäften vertrieben werden. Der Name LVMH setze sich aus den Anfangsbuchstaben der Marken Louis Vuitton, Moët & Chandon und Hennessy zusammen. Wichtig ist auch hier der Aspekt, dass weniger als 5 Prozent Umsatz mit hochprozentigem Alkohol erzielt werden. Hinzu kommen weitere Marken wie Bulgari, Givenchy, Dior, Fendi, Tag Heuer oder auch Dom Perignon.
Die drei neuen Werte verdeutlichen einmal mehr die Bandbreite der Indexmitglieder – aber eins haben sie gemeinsam. Es sind unserer Einschätzung nach wunderbaren Unternehmen, die sich mit starken Geschäftsmodellen und stabilen Erträgen von der Konkurrenz abheben und langfristig überdurchschnittliche Erträge bei gut kalkulierbaren Risiken bieten.