Anstehende Friedensgespräche lassen die Kurse tanzen

Anstehende Friedensgespräche lassen die Kurse tanzen

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Anstehende Friedensgespräche lassen die Kurse tanzen
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Rekorde, Rekorde, Rekorde! Der DAX kennt nur noch einen Weg: Den nach oben. Das klingt wie ein Widerspruch, geht es der deutschen Wirtschaft doch alles andere als gut. Aber der DAX ist nicht die deutsche Wirtschaft. 

 

Inhaltsverzeichnis

1. Friedensgespräche und Weltwirtschaft entscheidend

2. Europas Outperformance gegenüber den USA

3. USA: Dämpfer für Zinssenkungshoffnungen

4. Strafzölle gegen die EU haben nur geringe Auswirkungen

 

Friedensgespräche und Weltwirtschaft entscheidend


Rund 80 Prozent der Umsätze der deutschen Top-40-Konzerne werden im Ausland gemacht. Da spielen dann weltwirtschaftliche Faktoren eine wichtigere Rolle als die deutsche Konjunktur. Die Weltwirtschaft wächst zwischen 2,9 und 3,2 Prozent – je nachdem, wen man fragt. Und jetzt noch die anstehenden Friedensgespräche rund um den Ukraine-Krieg – das lässt die Kurse tanzen, auch wenn der Bruch zwischen den USA und Europa nach der Münchner Sicherheitskonferenz immer deutlicher wird. Das wird noch spannend bis möglicherweise dramatisch (tagesschau: Eine beispiellose Abrechnung mit Europa).

 

Europas Outperformance gegenüber den USA

 

Auf der anderen Seite kann man feststellen, dass nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa wieder zurückkommt. Der DAX legte seit Jahresbeginn um über 12 Prozent zu, und der französische CAC 40 um mehr als 10 Prozent. Zum Vergleich: Der S&P 500 schaffte gerade einmal etwas mehr als 4 Prozent. Warum läuft es plötzlich so gut? Mehrere Faktoren treiben den Aufschwung: Die Bewertungen europäischer Aktien sind im Vergleich zu US-Werten niedrig, mit einem KGV von 14 für den STOXX Europe 600 gegenüber 22 beim S&P 500 sind die Unterschiede schon beträchtlich. Zudem lockt die Aussicht auf Zinssenkungen mehr Anleger an.

 

USA: Dämpfer für Zinssenkungshoffnungen


Während die EZB weiterhin auf Zinssenkungskurs bleibt, sind die Hoffnungen in den USA nach den jüngsten Inflationszahlen erheblich gesunken. Denn in Amerika hat der Druck auf die Verbraucher- und Produzentenpreise seit Jahresbeginn spürbar zugenommen. Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank erhielten durch den breit angelegten Inflationsanstieg einen deutlichen Dämpfer. Die jährliche Inflationsrate stieg im Januar auf 3,0 Prozent und enttäuschte damit die Erwartungen einer Stagnation auf dem Vormonatsniveau von 2,9 Prozent. Noch enttäuschender war die Entwicklung im direkten Monatsvergleich, der statt des erwarteten Rückgangs auf 0,3 Prozent einen Anstieg von 0,4 auf 0,5 Prozent ergab. Die Märkte hatten zuvor in diesem Jahr zwei Zinssenkungen eingepreist. Nach den jüngsten Daten wird nur noch mit einer Zinssenkung gerechnet.

Europa ist also weiter auf dem Vormarsch. Das hatten wir schon vor einiger Zeit antizipiert und unsere Mandate wie den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value verstärkt auf europäische Titel ausgerichtet. Und hier haben Unternehmen wie Richemont, Carl Zeiss Meditech, oder Recordati aus Italien seit dem letzten Rebalancing Anfang des Jahres alte Platzhirsche wie Alphabet oder Microsoft glatt outperformt.

 

Strafzölle gegen die EU haben nur geringe Auswirkungen

 

Bleibt die Frage, was die nun anstehenden Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die US-Präsident Donald Trump jetzt auch für die EU verhängt hat, anrichten werden. Geht es nach den jüngsten Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), nicht sonderlich viel. Demnach werden die Zölle das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands kurzfristig nur um rund 0,03 Prozent senken – das ist ein Rückgang von etwa 1,22 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung. Der Schaden für die EU insgesamt dürfte bei noch niedrigeren 0,02 Prozent liegen. Die Auswirkungen auf andere Länder sind da deutlich größer. Am stärksten ist Kanada betroffen, wo das reale BIP um 0,39 Prozent sinken dürfte – zehn Mal stärker als das von Deutschland. Kommen jetzt aber noch die erst jüngst angedrohten Strafzölle auf Autos hinzu, könnte sich das Blatt allerdings wenden.

Bleibt die Hoffnung, dass es im Ukraine-Russland-Konflikt wirklich zu Friedensverhandlungen kommt. US-Vizepräsident JD Vance hatte in München angekündigt, dass es schon bald Gespräche mit Russland geben wird – und zwar ohne Europa. Gleichzeitig legte Trumps Regierung erstmals öffentlich dar, wie sie sich einen Deal für ein Ende der Kampfhandlungen vorstellt. Dass diese an mehreren Stellen ganz im Sinne Moskaus ausfallen, dürfte den Europäern nicht gefallen. Hier ist also eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Aber: Dass allein Gespräche stattfinden sollen, treibt die Märkte weiter an. 

 


 

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Frank Fischer

Frank Fischer

Frank Fischer, Jahrgang 1964, ist Vorstandvorsitzender (CEO) der Shareholder Value Management AG und übt dort die Funktion des Chief Investment Officers (CIO) aus. Außerdem ist Frank Fischer Vorstandsmitglied der Shareholder Value Beteiligungen AG. Bis Ende 2005 war Frank Fischer als Geschäftsführer von Standard & Poor´s Fund Services (vormals Micropal GmbH) zuständig für Investmentfonds-Informationen und -Ratings.