Mein Großvater war ein weiser Mann mit reichlich Lebenserfahrung. Er sagte mir schon früh: Wenn man den Durchblick behalten will, muss man manchmal die Brille wechseln. Und er hatte recht. Das gilt heute vor allem beim Blick auf die Börsen, auf Konjunktur und Wirtschaftswachstum.
1. Die heimische Brille verspricht nichts Gutes
2. Die globale Brille 1: Wachstumserwartungen sehen positiv aus
3. Die globale Brille 2: Optimismus voraus!
4. Die Portfoliobrille: Aktien stark übergewichtet
Schaut man durch die heimische Brille, so kann einem schon etwas mulmig werden. Der DAX erreichte zwar in den vergangenen Tagen unter Schwankungen immer wieder Höchststände. In den ersten beiden Monaten 2024 schnitt er sogar besser ab als der STOXX 600. Und das obwohl das Wirtschaftswachstum in Deutschland erheblich schwächelt. Bürokratiehemmnisse und das Klein-Klein der Bundesregierung sorgen für Ärger. Die Folge: In diesem Jahr dürfte die hiesige Wirtschaft laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gerade einmal um 0,5 Prozent wachsen. Und glaubt man der Bundesregierung, ist sogar das noch zu hoch angesetzt. Hier ist nur noch von 0,1 bis 0,2 Prozent die Rede (IWF-Prognose: Deutschland bleibt Konjunktur-Schlusslicht).
Jetzt wechseln wir aber die Brille und schauen in die Welt hinein. Die Unternehmen des DAX generieren ihre Umsätze zu über 80 Prozent außerhalb Deutschlands. Die sinkenden Energiekosten – seit Anfang 2023 um mehr als 60 Prozent – sowie die Wachstumsaussichten für China und die USA – die wichtigsten Exportländer der DAX-Unternehmen – stützen die positive Entwicklung. Gemäß den jüngsten Zahlen des IWF, wurden die Wachstumserwartungen für China und die USA um 0,4 und 0,6 Prozentpunkte auf 2,1 bzw. 4,6 Prozent angehoben. Die DAX-Unternehmen dürften ihre Gewinne in diesem Jahr noch verhalten steigern, für die nächsten beiden Jahre aber wird im Schnitt ein Gewinnplus von über zehn Prozent erwartet. Das dürfte den Dax weiter beflügeln. Und nicht zu vergessen: Die EZB. Noch hält sie die Zinssätze für den Leitzins stabil – aber die Aussicht auf eine Zinssenkung im Juni reicht aus, um den Dax auf immer neue Rekorde zu hieven.
Behalten wir weiter die globale Brille auf. Der globale Aktienindex MSCI All Country World stürmt auch weiter von Rekord zu Rekord. Angesichts der weltweit hohen Zinsen und ihrer konjunkturhemmenden Wirkung gibt es jedoch Zweifel, ob dies auch nachhaltig ist. Die Weltwirtschaft scheint die höheren Zinsen dennoch gut zu verkraften. Es gibt sogar erste Anzeichen dafür, dass der Zinsanstieg verdaut sein könnte und die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Der weltweite branchenübergreifende Einkaufsmanagerindex kletterte zwischen Oktober und Januar sukzessive von 50 auf 51,8 Punkte. Südkoreas Halbleiterexporte waren im Februar fast 70 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Auch die Preisdifferenz zwischen Rohöl und raffinierten Produkten wie Diesel ist in den USA seit Oktober um 70 Prozent gestiegen. In Summe fallen die Wirtschaftsindikatoren weltweit also positiv aus. Und: Notierte der Citigroup Economic Surprise Index- der angibt, ob Konjunkturdaten besser oder schlechter als prognostiziert ausfallen – zu Beginn des Jahres noch knapp im negativen Bereich, ist er seither auf rund 20 Punkte gestiegen. Um die Aussichten sieht es also gar nicht so schlecht aus.
Deshalb – und jetzt setzen wir die Portfoliobrille auf – sind wir auch weiterhin positiv für Aktien eingestellt. In unserem Mischfonds, dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, bleiben wir bei einer hohen Aktienquote. Und der Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value ist sowieso immer zu 100 Prozent investiert. Apropos Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value: Hier wurden beim jüngsten Rebalancing wieder einige Titel ausgetauscht.
So wurde Oracle, Adobe, Rightmove und der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Merck neu ins Portfolio aufgenommen. Derweil mussten ASML, Booking Holdings und der US-amerikanischer Hersteller von Tierarzneimitteln, Zoetis, den zugrundeliegenden Index und damit den ETF verlassen. Dies sind zwar allesamt gute Unternehmen. Aber der für uns zentrale Total Shareholder Return (TSR) auf Sicht der nächsten fünf Jahre ist bei den neu aufgenommenen nun mal vielversprechender. „Tough Luck“ kann man da nur sagen! (Unsere News-Abos im Überblick - Jetzt auswählen!)