Bankenbeben, Inflation und weiter steigende Zinsen. Darüber hinaus hat die Fed angekündigt, dass das noch nicht das Ende sein muss. Das hatte viele Börsenbullen auf dem falschen Fuß erwischt.
Vor allem die Äußerung von Fed-Chef Jerome Powell, dass die US-Notenbank in diesem Jahr keine Zinssenkungen vorsehe, hat viele Optimisten, die aufgrund der jüngsten Bankenturbulenzen eine Zinspause erwartet hatten, doch arg enttäuscht. Doch Powell und seine Kollegen stecken in der Klemme: Sie wollen die Konjunktur nicht abwürgen und den Banken das Leben nicht noch schwerer machen. Auf der anderen Seite müssen sie die immer noch hohe Inflation bekämpfen. Also: Die Fed hob den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,75 bis 5,00 Prozent.
Aufgrund der strengeren Finanzierungskonditionen zeigt die Projektion der Notenbank jetzt nur noch einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr an. Der vorgezeichnete Zinsanhebungspfad wird also vorerst nicht verlassen - trotz wachsender Sorge um den Bankensektor. Dagegen zeichnen sich deutliche Zinssenkungen im kommenden Jahr ab. Immerhin!
Aber viele Marktteilnehmer befürchten, dass die strengeren Finanzierungskonditionen die Wirtschaft zusätzlich schwächen könnten. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn die vergangenen Zinserhöhungen haben bereits eine Schneise der Verwüstung bei einigen regionalen US-Banken hinterlassen. Die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank wäre wohl ohne die Zinswende in dieser Form nicht eingetreten.
Powell sprach davon, dass die anziehenden Finanzierungskonditionen für Haushalte und Unternehmen den gleichen Effekt hätten wie Zinserhöhungen. Allerdings verwies er auch darauf, dass alle weiteren Entscheidungen datenabhängig seien. Der Dienstleistungssektor und der Arbeitsmarkt seien nach wie vor sehr stark. Im Rahmen des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sei aber mit steigender Arbeitslosigkeit zu rechnen. Auch das ist eine der Kehrseiten der US-Notenbankpolitik (mehr dazu im Beitrag von Markus Koch: Ist die Wallstreet zu optimistisch?)
Es kann an den Börsen also weiterhin ungemütlich bleiben. Weitere Kursabschläge sind durchaus möglich. Doch das sollte nicht allzu lange dauern. Da die Börse stets weit vorausdenkt, sollte vor allem die Aussicht auf wieder fallende Zinsen spätestens im zweiten Halbjahr die Kurse beflügeln. Das treibt auch unseren Optimismus. Deswegen setzen wir auch weiter auf unsere Qualitätsaktien. Und das sowohl in unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen als auch beim Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Auch, wenn wir nach wie vor davon ausgehen, dass die Märkte vorläufig volatil bleiben.
Bleiben wir noch kurz beim Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Der bildet ja den Frankfurter Modern Value Index ab. Dieser enthält unsere 25 Top-Aktien und ist immer zu 100 Prozent investiert. Der Aspekt des Market-Timings spielt also keine Rolle. Wir treffen bei den Unternehmen aus unserem Anlageuniversum eine Vorauswahl in der Tradition der vier einfachen Prinzipien des Value-Investings. Wir finden Unternehmen mit wirtschaftlichen Burggräben und attraktiver Sicherheitsmarge, vorzugsweise eigentümergeführt. Mr. Market ermöglicht dem geduldigen Investor im Laufe der Zeit eine günstige Einstiegsmöglichkeit und kommt im Index in Form des quartalsmäßigen Rebalancing zum Tragen.
Aus diesen Prinzipien ergibt sich das wichtigste Entscheidungskriterium, der Total Shareholder Return (TSR). Die Zahl spiegelt die erwartete Gesamtrendite der Aktie über die nächsten 5 Jahre, die sich aus der Kursentwicklung, den Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen zusammensetzt, wider. Dazu investieren wir nach unseren nachhaltigen Ausschlusskriterien.
Nun stand das regelmäßige Rebalancing wieder an (Beitrag zum Rebalancing: ETF-Rebalancing: Das sind die drei neuen Werte). Alle drei Monate werden die 25 Titel im Index wieder auf die Ausgangsgewichtung von vier Prozent pro Titel zurückgesetzt und nach den TSR-Kriterien ausgetauscht. Der Kreditkartenanbieter VISA, das US-Software-Unternehmen Autodesk und das Online-Reiseportal Booking Holdings mussten den Index verlassen. Neu aufgenommen wurde Apple, der niederländische Hersteller von Maschinen für die Chipproduktion ASML, sowie die französische Versicherungsgruppe SCOR.
SCOR dürfte vielen Anlagern weniger bekannt sein. Dabei zählt der Konzern neben der Münchener Rück, Swiss RE, Hannover Rück und Berkshire Hathaway zu den erstklassigen Rückversicherern und profitiert von seinen langfristigen Kundenbeziehungen. SCOR ist darüber hinaus ein sogenannter Kompositversicherer – also Lebens- und Schadenversicherer. Der Konzern ist außerdem ein Profiteur steigender Zinsen und wird mit AA bei der Bilanzstärke geratet. Im Vergleich zu den Mitbewerbern ist die SCOR-Aktie mit einem KGV von unter 7 derzeit interessant. Die Münchener Rück beispielsweise handelt derzeit zu einem KGV von über 12, die Hannover Rück sogar fast zu KGV 16. Allerdings sind beim Modern Value nicht nur die fundamentalen Zahlen wichtig, sondern eben Geschäftsmodell und Management.