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Die Börse ist nichts für schwache Nerven. Vor allem das Thema Künstliche Intelligenz hat der Laune der Marktteilnehmer erheblich zugesetzt. Der Kurs der Nvidia-Aktie, die Ikone des KI-Booms, zeigt zuletzt erhebliche Ermüdungserscheinungen.
2. Zinssenkung in den USA steht bevor
3. Übernimmt Murdoch britischen Immobilienportalbetreiber?
4. Nur noch wenige US-Titel in den Portfolios
5. Tech-Werte auch in Zukunft nicht unterschätzen
Ist der Höhepunkt der KI-Euphorie erreicht? Wahrscheinlich, wobei uns das Thema aber selbstverständlich noch lange erhalten bleibt. Der Chiphersteller Broadcom, der weltweit die Nummer zwei im Halbleitergeschäft ist, konnte mit seinen Quartalszahlen auch nicht helfen. Der Umsatz lag zwar über den Analystenschätzungen, aber der Ausblick konnte trotzt der angehobenen Jahresprognose nicht überzeugen. Die Aktie gab nach. Es ist halt schwierig, die extremen Erwartungen zu übertreffen. Nvidia lässt grüßen.
Sollte die KI-Rallye weiter nachlassen, könnte das den gesamten Markt ins Wanken bringen. Doch es gibt Hoffnung: Konsumgüter haben sich zuletzt stabil erwiesen und konnten den S&P 500 stützen. Außerdem könnten baldige Zinssenkungen der US-Notenbank die Kauflaune weiter anheizen – vorausgesetzt, der Arbeitsmarkt bleibt stabil. Doch der kühlt sich nach den zuletzt vorgelegten Zahlen weiter ab.
Bleibt der ISM-Index der US-Industrie. Er war ein Puzzleteilchen, das mitverantwortlich für die Marktturbulenzen im vergangenen Monat war. Der unerwartet starke Rückgang der Neuaufträge und Beschäftigung hatte bei einigen Marktakteuren Rezessionssorgen ausgelöst und für einen spürbaren Rücksetzer der US-Renditen und des US-Dollars gesorgt. Der jetzt veröffentlichte ISM-Index für den August wurde an den Märkten hingegen positiv aufgenommen, was der US-Notenbank Fed erlauben sollte, mit Hinweis auf den sich abschwächenden Arbeitsmarkt am 18. September die erste Zinssenkung auf den Weg zu bringen.
Doch die Rezessionsangst in den USA bleibt. Deshalb sind wie in Bezug auf US-Aktien auch vorsichtig und gewichten lieber europäische Titel über. Und hier ist es vor allem die zweite Reihe, von der wir positive Überraschungen erwarten. Ein Beispiel ist Rightmove aus dem Portfolio unseres Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Ein mögliches Übernahmeangebot aus dem Firmenverbund von Medienmogul Rupert Murdoch hat die Aktien des britischen Immobilienportal-Betreibers in die Höhe getrieben. Die australische Rea Group, die von Murdochs News Corp. kontrolliert wird, erwägt ein mögliches Angebot aus Barmitteln und Aktien. Allerdings habe Rea das britische Unternehmen bisher weder kontaktiert noch Gespräche über ein Angebot geführt, heißt es in britischen Medien. Aber Murdoch wittert wohl die Chance in den sich langsam wieder von seinem Tief erholenden Immobiliensektor zu investieren. Davon profitiert auch Scout 24 aus dem Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Der Sektor hält wohl noch einige Überraschungen bereit. (Rightmove: Ohne geht nichts auf dem britischen Immobilienmarkt)
Insgesamt sehen wir im europäischen Aktienmarkt die größeren Chancen für positive Überraschungen, während in den USA die Unsicherheiten einfach zu hoch sind. Natürlich führt auch an US-Titeln kein Weg vorbei – halt nur in geringerem Ausmaß. So halten wir weiter an Microsoft und Alphabet fest, wie auch an Adobe und Oracle. Das Thema KI wird trotz der jüngsten Rücksetzer über die nächsten Jahre der große Wachstumstreiber bleiben und weitreichende Veränderungen durch alle Schichten unserer Gesellschaft mit sich bringen.
Wie man sich wohl insgesamt davor hüten sollte, den Tech-Werten jetzt den Rücken zu kehren zeigt folgendes Beispiel: Der Technologie-Sektor hat seit 2010 knapp ein Drittel der globalen Aktienrenditen erwirtschaftet, in den USA waren es sogar 40 Prozent. Diese Entwicklung wurde von starken Fundamentaldaten getragen: Der Technologie-Sektor verzeichnete gegenüber dem Höchststand vor der großen Finanzkrise weltweit einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um rund 400 Prozent, während es bei allen anderen Sektoren im Schnitt etwa 25 Prozent waren. Also: Selektiv dabeibleiben.
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