Die Fed hat sich mit einem großen Knall in die Sommerpause verabschiedet. Doch die Aussagen von Fed-Chef Powell und gute Quartalszahlen sorgen für Erleichterung an den Börsen.
US-Aktienmärkte starten Erleichterungsrally nach Entscheidung der Fed
Die amerikanische Notenbank legt bei den Zinserhöhungen ein Tempo an den Tag, wie es die Märkte seit den 80er Jahren nicht mehr erlebt haben. Wie schon im Rahmen der Juni-Sitzung erhöhte die Fed erneut die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte. Diese sind mit 2,25 bis 2,50 Prozent nun auf das Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie zurückgekehrt. Da die Währungshüter einen Zinsschritt in dieser Größenordnung aber rechtzeitig kommuniziert hatten, waren die Märkte vor allem auf den Ausblick gespannt. Zwar wiederholte Powell die Bereitschaft der Notenbank, rigoros gegen die hohen Inflationsraten vorzugehen. Zinsschritte würden aber voraussichtlich zukünftig eher in geringerer Größenordnung erfolgen. Die Märkte fassten dies als Andeutung dafür auf, dass die Zinsschritte ab der kommenden Sitzung Mitte September kleiner ausfallen werden. Entsprechend kam es an den US-Börsen zu einer Erleichterungsrally. Der zinssensitive Nasdaq-Composite-Index gewann mehr als vier Prozent, der S&P 500 immerhin 2,6 Prozent. Auf der anderen Seite muss die Fed aufpassen, dass die US-Wirtschaft nicht zu sehr absackt. Immerhin befindet sie sich schon in einer sogenannten technischen Rezession. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn fiel das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch im zweiten Quartal annualisiert um 0,9 Prozent.
IWF senkt erneut seine Wachstumsprognose
Fast zur gleichen Zeit schüttete auch der Internationale Währungsfonds (IWF) jede Menge Wasser in den Wein. Laut seiner jüngsten Prognose erwartet der IWF in diesem Jahr nur noch ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,2 Prozent, nach zuvor 3,6 Prozent. Für 2023 werden gar nur noch 2,9 Prozent erwartet. Die angeführten Gründe umfassen hohe Inflationsraten, die Wachstumsabschwächung Chinas und negative Folgeeffekte des Ukraine-Krieges. Darüber hinaus betont der Währungsfonds in seinem Ausblick erhebliche ökonomische Abwärtsrisiken, wie das Risiko eines Stopps russischer Gaslieferungen, die das globale Wachstum weiter auf 2,6 Prozent in diesem Jahr und 2,0 Prozent im Jahr 2023 reduzieren könnten. Damit würde eine Wachstumsrate erreicht werden, die seit 1970 erst fünfmal unterschritten wurde. Kein schöner Ausblick!
Microsoft mit positivem Ausblick
Diese ganze Gemengelage führte auch dazu, dass die meisten Unternehmen bei der Vorlage ihrer Zahlen für das 2. Quartal bei ihrem Ausblick eher vorsichtig waren. Trotzdem haben viele Zahlen absolut positiv überrascht. Bei Microsoft (Blogbeitrag: Microsoft: Mehr als Windows und Office), einem Unternehmen aus dem Portfolio unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und unseres neuen Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value, war sogar der Ausblick positiv. Demnach rechnet der Softwarekonzern für das neue Geschäftsjahr 2022/2023 mit einem Umsatzwachstum im „zweistelligen Prozentbereich“ gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze im Bereich Intelligent Cloud wurden für das erste Quartal 2022/2023 auf 20,3 bis 20,6 Milliarden US-Dollar geschätzt, wobei für die Cloud-Computing-Plattform Azure weitere Margenverbesserungen erwartet werden.
Google macht kuriose Suchanzeigen öffentlich
Auch von einem anderen Portfoliounternehmen gab es gute Nachrichten. So spürt die Google-Mutter Alphabet (Blogbeitrag: Alphabet: Viel mehr als nur die Google-Suche) zwar auch den Abschwung im Online-Werbemarkt: Das Geschäft wuchs im vergangenen Quartal langsamer und der Gewinn des Mutterkonzerns Alphabet ging zurück. Zugleich demonstriert der Online-Riese aber, dass er gut aufgestellt ist, um besser als kleinere Konkurrenten durch die Marktschwäche zu kommen. Ein Vorteil der Google-Plattform für Werbekunden ist, dass sie ihre Anzeigen zu entsprechenden Suchanfragen der Nutzer platzieren können - und der Internet-Konzern hat einen guten Überblick darüber, wofür sich die Menschen gerade interessieren. So stiegen im zweiten Quartal etwa Suchanfragen nach Designer-Outlets weltweit um 90 Prozent. Man muss halt wissen, was gerade angesagt ist.
Nun sind beileibe nicht alle Quartalszahlen positiv ausgefallen. Viele Unternehmen leiden nach wie vor unter hohen Energiekosten und Lieferengpässen. Doch die meisten Firmen zeigen, dass sie sich gut auf die aktuellen Herausforderungen eingestellt haben. Und die Konsumenten? Wie die Google-Zahlen zu den Outlets zeigen, sagen sie sich wahrscheinlich: „Bevor mir die Inflation auch noch den letzten Cent wegfrisst, kaufe ich mir noch meine Traumklamotten.“ Frei dem Motto: Was ich hab, das hab ich!