Jetzt auch das noch! Als wenn die Finanzmärkte nicht schon genug Sorgen hätten, zerfleischen sich die Republikaner im US-Repräsentantenhaus nun gegenseitig.
So hat das Repräsentantenhaus in einer historisch einmaligen Abstimmung seinen republikanischen Vorsitzenden Kevin McCarthy abgesetzt (Quelle: Repräsentantenhaus-Chef McCarthy abgewählt). Denn neben den Demokraten haben auch einige Republikaner gegen ihn votiert. Es ist das erste Mal in der fast 250-jährigen Geschichte der USA, dass der Vorsitzende des Repräsentantenhauses von seiner eigenen Partei abgewählt wird. Zum Verhängnis wurde McCarthy, dass er sich mit den Demokraten auf einen Übergangshaushalt geeinigt und damit in letzter Sekunde einen Regierungsstillstand abgewendet hatte. Doch dieser Kompromiss ist jetzt in Gefahr, auch wenn ein neuer Vorsitzender erst noch gefunden werden muss. Den USA droht erneut der Shutdown. Viele Amerikaner werden dann temporär arbeits- und damit verdienstlos sein.
Hinzu kommt: Das dritte Quartal 2023 machte seinem Ruf alle Ehre. Um es nett auszudrücken: Es bereitete den Anlegern Missvergnügen. Insbesondere der September verdarb die Bilanz, indem er den Aktienmärkten der USA und Europas den vierten und den globalen Anleihemärkten den siebten Verlust-September in Folge bescherte. Verantwortlich für die dürftige Performance war zum einen die Angst der Marktteilnehmer, dass die Notenbanken der Industrieländer ihre Leitzinsen für längere Zeit auf hohem Niveau belassen könnten. Zum anderen belastet der Anstieg der Ölpreise um mehr als 25 Prozent im Quartalsverlauf die Verbraucher und könnte dafür sorgen, dass die Inflationsraten auch 2024 vergleichsweise hoch bleiben (Beitrag: Anstieg um 30 Prozent seit Juni: Sorgen vor einem Ölpreisschock).
Insbesondere an den Anleihemärkten kam es zu starken Kursveränderungen. Die Renditen 30-jähriger US-Staatsanleihen stiegen mit rund 0,85 Prozentpunkten so stark wie zuletzt Anfang 2009. Das hohe Zins- und Renditeniveau drückte nicht nur auf die Wertentwicklung an den Aktienmärkten, sondern auch auf die Rohstoffpreise – mit Ausnahme der Energierohstoffe. Durch die Drosselung der Fördermengen halten vor allem Saudi-Arabien und Russland die Ölpreise hoch, auch wenn es hier und da zu Schwankungen kommt.
Soweit zum Status Quo. Was bringt das Schlussquartal? Zunächst einmal viele Zahlen. Die US-Großbanken eröffnen in dieser Woche die Berichtssaison für das dritte Quartal. Die Zinserträge könnten im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent gestiegen sein. Doch der Quartalsvergleich dürfte auch zeigen, dass sich die Erträge aufgrund steigender Refinanzierungskosten auf einem Abwärtstrend befinden. Denn Kundeneinlagen drohen in Anbetracht attraktiver Zinsen bei Geldmarktfonds und Anleihen abzuwandern. Das zwingt die Banken dazu, ihre Einlagezinsen anzuheben. Das belastet wiederum die Bilanzen. Aufgrund der makroökonomischen Unsicherheit verschärfen sich zudem die Kreditvergabestandards weiter, sodass kaum bis gar kein Kreditwachstum mehr gegeben ist.
Spannend dürften auch die Zahlen der „Magnificent Seven“ werden, also von Apple, Meta, Microsoft & Co (Blogbeitrag: Microsoft jetzt eine KI-Aktie? Tech-Gigant mit neuer Fantasie). Die sieben größten US-Technologieunternehmen im S&P 500 haben sich seit Anfang August um vier Prozent schwächer entwickelt als die restlichen Unternehmen des S&P 500. Aber: Da die Schar der Analysten im gleichen Zeitraum ihre Gewinnerwartungen für die „Magnificent Seven“ um knapp zehn Prozent angehoben hat, ist ihr durchschnittliches KGV von knapp 34 auf gut 28 gefallen. Damit liegt es zwar immer noch deutlich über dem Niveau der restlichen S&P-500-Konzerne, das bei 16 liegt. Dass der Rücksetzer bei den Big-Techs noch weitergeht, ist also nicht ausgeschlossen. Allerdings haben sich die Aktien während der vergangenen Berichtssaisons im Schnitt um drei Prozent besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Entsprechend könnte die anstehende Berichtssaison den „Magnificent Seven“ durchaus neuen Aufwind verleihen.
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