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Geht doch! Kaum liegen gute Zahlen von der US-Inflationsfront vor, wirken diese wie ein Hustenlöser für die Märkte. Die Kurse steigen – zum Teil auf neue Rekordstände.
1. Inflationszahlen beruhigen die Anleger
2. Deutschland: Rezession und DAX-Rekord
3. Gute Aussichten für europäische Aktien
5. An der Wallstreet führt kein Weg vorbei
Zwar ist die Teuerungsrate in den USA im Dezember auf 2,9 Prozent gestiegen. Die Kerninflation, also die Teuerung ohne schwankungsanfällige Posten wie Energie und Lebensmittel, sank jedoch entgegen den Erwartungen leicht auf 3,2 Prozent. Das sorgte bei Investoren rund um den Globus für Erleichterung. Der Dax kletterte kurz nach der Bekanntgabe auf ein neues Allzeithoch von 20.611 Punkten. Und auch die Wallstreet reagierte mit mächtigen Kursgewinnen.
Besonders die Situation in Deutschland wirkt hier paradox. Denn dem DAX-Rekordhoch steht eine schwache Konjunktur entgegen. Denn die deutsche Wirtschaft ist 2024 erneut geschrumpft. Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozent. Politische Unsicherheit bremst die Konsumlust der Verbraucher und die Wertschöpfung der Industrie ist vor allem wegen der Krisen in Maschinenbau und Autobranche zurückgegangen. Für 2025 erwarten Konjunkturexperten ein Wachstum von 0,3 Prozent. Das sind die Optimisten. Andere erwarten aber das dritte Rezessionsjahr hintereinander. Woran das liegt? vbw-Präsident Wolfram Hatz brachte es vor Kurzem so auf den Punkt: „Wir sind als Standort zu teuer. Wir sind zu kompliziert. Wir sind zu wenig für die Zukunft gerüstet. Wir sind zu alt. Und wir sind zu leistungsfeindlich.“ Nun, dazu kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Aber hier zeigt sich mal wieder: Für die großen DAX-Konzerne ist der Binnenmarkt nur von geringer Bedeutung. Sie machen bis zu 80 Prozent ihrer Umsätze international. Das ist für Anleger auch gut so.
Deshalb sind die Analysten auch optimistisch für die weitere Entwicklung der deutschen Blue-Chips. Gemäß einer Auswertung von LSEG Datastream dürften die Gewinne der im DAX gelisteten Unternehmen 2025 um knapp 11 Prozent wachsen. Für den CAC 40 erwarten sie 8,4 Prozent, den spanischen IBEX 35 6,8 Prozent und beim britischen FTSE 100 sind es 5,7 Prozent. Den DAX-Firmen wird somit das höchste Profitplus zugetraut. Allerdings liegt dies auch an der geringeren Berechnungsbasis: Aus den anstehenden Quartalszahlen dürfte wohl hervorgehen, dass ihre Gewinne im vergangenen Jahr um fast fünf Prozent zurückgegangen sind. Ähnlich sieht es in Frankreich und Italien aus. Ob die Gewinnerholung des DAX gelingt, ist vor allem davon abhängig, ob die zyklischen Sektoren wie Automobile, Industrie und Finanzen die Erwartungen erfüllen. Dies sollte aber in einem Umfeld mit robustem Weltwirtschaftswachstum, sinkender Inflation und sinkenden Leitzinsen durchaus möglich sein. Deshalb sind wir auch in unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value durchaus positiv für deutsche und europäische Aktien gestimmt. So sind wir etwa in Merck, der Allianz, der Münchner Rück aus dem DAX und ASML Holding, SCOR und der norwegischen Storebrand auf europäischer Ebene investiert.
Und in den USA? Nun, die ersten Quartalszahlen lassen Gutes erwarten. So haben vor allem die Banken wie Wells Fargo, Citigroup und Goldman Sachs durch starke Ergebnisse überzeugt. Und auch der Vermögensverwalters Blackrock konnte mit seinen Zahlen glänzen. Wie man wohl auch generell sagen kann: An US-Aktien wird man auch in diesem Jahr nicht vorbeikommen. Zur Erinnerung: Der S&P 500 hat sich seit seinem Tiefpunkt am 9. März 2009 – inmitten der Weltfinanzkrise – verzwölffacht. Im Durchschnitt stieg er inklusive Dividenden um 17 Prozent pro Jahr. Beim DAX waren es „nur“ elf Prozent per anno.
Der US-Markt besticht halt auch nach vorn blickend mit gut 14 Prozent erwartetem Gewinnwachstum in diesem Jahr, Aktienrückkaufprogrammen von mindestens 950 Milliarden US-Dollar -das sind knapp die Hälfte der erwirtschafteten Gewinne – einer hohen Gewichtung der hochprofitablen Wachstumsunternehmen wie Microsoft & Co. aus den Sektoren IT, Kommunikationsdienstleistungen sowie dynamischer Kapitalmarktaktivität in Form von Fusionen und Übernahmen und potenziell wieder mehr Börsengängen. Wenn jetzt noch Trumps Steuererleichterungen für Unternehmen hinzukommen, sollte der Boden für weitere Kurssteigerungen geebnet sein. Da kommt der Rest der Welt nicht mit.
Trotzdem sollte man die Risiken nicht außer Acht lassen. Die Inflation ist noch nicht gebannt. Das wird die Fed genau beobachten. Dann sind die Folgen der von Trump postulierten Zölle noch nicht absehbar. Und was kommt geopolitisch noch auf uns zu? Nicht zu vergessen die „Schwarzen Schwäne“! Denn es gibt immer wieder Ereignisse, die niemand heute schon voraussieht. Es bleibt spannend.