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Lange sah es so aus, als ob 2024 so weiterlaufen würde wie 2023. Die Aktienmärkte erreichten immer neue Höchststände, getragen vor allem von den großen US-Technologiewerten wie Nvidia, Alphabet oder Microsoft. Manche Beobachter hatten zwar erwartet, dass die Zinswende über kurz oder lang dazu führen würde, dass diese Rally der wachstumsstarken Titel zu einem Ende kommt.
Inhaltsverzeichnis
3. Nicht alle Value-Titel sind gleich
4. „Wunderbare Unternehmen“ mit Mehrwert
Aber diese gaben sich unbeeindruckt. Nvidia etwa erreichte im Juni einen Höchststand und eine Marktbewertung von sagenhaften 3,34 Billionen US-Dollar – das ist mehr als alle deutschen Aktien zusammen.
Dämpfer für BigTec
Im Juli dann der Dämpfer. Am 24. Juli erlebte der S&P500 seinen bis dahin schwächsten Tag seit Dezember 2022, mit einem Rückgang von 2,3 Prozent. Dafür gab es verschiedene Gründe, auch die überraschende Wende im US-Wahlkampf mag eine Rolle gespielt haben, weil die Märkte lange auf den sicher geglaubten Wahlsieg Donald Trumps gesetzt haben. Vor allem aber: Es ist Berichtssaison. Tesla und die Google-Mutter Alphabet machten an diesem Tag den Anfang − und enttäuschten die Erwartungen, ebenso wie einige Tage später Microsoft.
Manche Beobachter sehen darin den Beginn einer notwendigen Korrektur, um die doch hohe Dominanz einzelner Werte in wichtigen Indizes zu verringern, aber keinen breiten Rückgang an den Märkten. Denn gleichzeitig sind Small Caps und Value-Titel weiterhin gefragt. Ist das nun das Ende einer langen Erfolgsphase der Growth-Aktien – und der Beginn eines breiteren Comebacks der Value-Aktien?
Kommt die Value Rallye?
Die Zinsen sinken wieder. Die EZB ist im Juni vorangegangen, die US-Notenbank Fed hat im Juli noch stillgehalten, wird nach Einschätzungen aber in diesem Jahr mit mindestens einem Zinsschritt folgen. Und das wäre in der Tat ein positives Umfeld für Value-Werte. Denn zum einen zahlen viele von ihnen eine regelmäßige Dividende, ein Merkmal, das bei sinkenden Zinsen für zusätzliche Attraktivität sorgt. Zum anderen sollen die sinkenden Zinsen ja die Wirtschaft stimulieren − und Value-Titel wie Versorger und Finanzwerte profitieren tendenziell eher von einer Wirtschaft, die brummt. Hinzu kommen die niedrigen Bewertungen, die Value-Titel im Schatten der hoch bewerten Tech-Aktien aufweisen. Mit 17 Punkten war der Unterschied in der KGV-Betrachtung von Value- und Growth-Aktien zwischenzeitlich so hoch wie seit der Dotcom-Blase nicht. Also alles klar für eine Value-Rally?
Nicht alle Value-Titel sind gleich
Ganz so einfach ist es nicht. Ein großes Fragezeichen ist dabei die wirtschaftliche Entwicklung. In der Juli-Fondsmanagerumfrage der Bank of America gaben 27 Prozent der befragten Fondsmanager an, dass sie eine Abschwächung der globalen Wirtschaft erwarten. Und auch, wenn der Großteil der Befragten keine weltweite Rezession in den kommenden 12 Monaten sieht, hat ein schwaches wirtschaftliches Umfeld doch immer auch Auswirkungen darauf, welche Aktien vielversprechend sind. Aus diesem Grund sehen manche Experten die einfache Gegenüberstellung „Value oder Growth“ derzeit eher mit gemischten Gefühlen. Denn nicht alle Value-Titel sind gleich gut auf ein sich eintrübendes wirtschaftliches Umfeld eingestellt. Zyklische Aktien wie Luxusgüter hängen stärker an der wirtschaftlichen Entwicklung und könnten eine schwächere Performance liefern, während sich Nicht-Zykliker wie Versicherer, Nahrungsmittelhersteller oder Gesundheitstitel unabhängig davon entwickeln, weil sie Produkte und Dienstleistungen anbieten, welche die Menschen immer benötigen, egal wie die Wirtschaft gerade läuft.
„Wunderbare Unternehmen“ mit Mehrwert
Wir bei Shareholder Value Management haben den klassischen Value-Begriff von Benjamin Graham in den letzten Jahren erweitert. Denn der Blick auf die Bewertungen einer Aktie alleine zeigt uns noch nicht, was wir als Investor von der weiteren Entwicklung erwarten dürften. Und dieser Blick nach vorn ist durchaus wichtig, Stichwort „Value Traps“: Darunter versteht man Aktien, die aus gutem Grund billig sind und möglicherweise nie im Wert steigen werden, etwa weil das Geschäftsmodell überholt ist.
Deshalb ist uns die Qualität der Unternehmen so wichtig. Den Begriff dafür haben wir von der Value-Legende Warren Buffett übernommen: Wir suchen nach „wunderbaren Unternehmen“ – diese verfügen aus ihrem Geschäftsmodell heraus über einen strukturellen Wettbewerbsvorteil, etwa die Kostenführerschaft bei einem Produkt oder einer Dienstleistung, oder immaterielle Werte wie Patente oder Lizenzen. Solche Wettbewerbsvorteile schützen ein Geschäftsmodell vor der Konkurrenz, man spricht daher auch von einem „wirtschaftlichen Burggraben“. Neben einem solchen Burggraben sollten die Unternehmen langfristig eine hohe Eigenkapitalrendite erwirtschaften, idealerweise eigentümer- oder familiengeführt sein und über einen angemessenen Verschuldungsgrad verfügen. (Unser Modern Value Ansatz)
Wir kaufen also keine Aktien, nur weil sie günstig sind, sondern wir achten darauf, welchen Mehrwert wir durch Dividenden, Aktienrückkäufe, Wachstum und Rendite auf unser reinvestiertes Kapital bekommen. Mit diesem Total Shareholder Return im Blick fühlen wir uns in unseren Fonds, wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und unserem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value, sehr gut aufgestellt, um vielversprechende Aktien zu finden – egal ob die Rally der Tech-Werte zunächst noch weitergeht, oder es tatsächlich zu einem Value-Comeback kommt.