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Es ist die Woche der Wahrheit. Zumindest was die erste Zinssenkung der EZB betrifft. Doch das klingt zu dramatisch, schlieĂźlich scheint die erste Zinssenkung beschlossene Sache zu sein.
1. Erste Zinssenkung ist beschlossene Sache
2. Europas Wirtschaft gewinnt an Schwung
3. Nettokapitalzuflüsse für europäische Aktien
5. Warnung vor zu viel Optimismus – Versicherungen sorgen für Stabilität
Schließlich hat EZB-Chefökonom Philip Lane zuletzt nochmals die Erwartung bekräftigt, dass der Leitzins beim jetzt anstehenden Ratstreffen gesenkt wird. Auch wenn die Inflation in Euroland wieder leicht auf 2,6 Prozent gestiegen ist. Doch: Was kommt danach? Weitere Senkungen? So einfach scheint das nicht zu werden, schließlich handelt die EZB nicht im luftleeren Raum. Ohne eine enge Abstimmung mit der amerikanischen Notenbank wird auch die EZB nicht die Zinsen senken können, wie sie vielleicht gerne möchte. Und dass in den USA demnächst die Zinsen sinken ist eher unwahrscheinlich. Schließlich ist die Inflation von der Zielmarke der Fed von zwei Prozent noch weit entfernt. Viele Marktteilnehmer rechnen sogar damit, dass die Zinsen in den USA sogar noch mal steigen können, bevor an Zinssenkungen gedacht werden kann. Also: Vorsicht vor zu hohen Erwartungen an die EZB! Und was machen jetzt die Märkte? Sie werden gespannt den Worten von EZB-Chefin Christine Lagarde lauschen, wie denn die Stimmungslage bei der Europäischen Zentralbank nun aussieht.
Wie dem auch sei: Gerade in Europa scheint die Wirtschaftsampel auf Grün zu stehen. Das Wachstum in der Eurozone gewinnt weiter an Schwung – darauf deutet zumindest der Einkaufsmanagerindex hin, ein viel beachteter Frühindikator. Der Index für Industrie und Dienstleister zeigt den dritten Monat in Folge Wachstum an. Für Deutschland stieg er auf den höchsten Stand seit einem Jahr, was hauptsächlich auf einen unerwartet starken Zuwachs des Index der Verarbeitenden Industrie zurückzuführen ist. Die Auftragseingänge nehmen in einem robusten Tempo zu, was sich auch in einem stetigen Beschäftigungszuwachs widerspiegelt. Zudem hat sich die Inflation im Dienstleistungssektor im Vergleich zum Vormonat etwas abgeschwächt.
Doch noch etwas spricht für europäische Aktien: Sie haben in den vergangenen Wochen erstmals seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges wieder Nettokapitalzuflüsse zu verzeichnen. Zuvor wurden Aktien aus Europa vielfach zugunsten anderer Regionen verkauft. Nach Beobachtungen der Deutschen Bank haben vor allem europäische Investoren ihre Portfolios zu Gunsten von Europa umgestellt, während US-Anleger ihre Positionen größtenteils beibehielten. Zuletzt fanden die Europäer jedoch wieder Gefallen an heimischen Aktien. Weitere Zuflüsse dürften im Jahresverlauf die Kurse stützen, ebenso die Käufe der Unternehmen selbst. In diesem Jahr könnten die Aktienrückkäufe des STOXX 600 von gut 150 Milliarden Euro auf über 160 Milliarden Euro steigen – 2025 könnten es sogar 175 Milliarden Euro werden.
Wie wirkt sich das nun auf die Portfolios unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value aus? Wir sind schon seit einer Weile in Europa hoch gewichtet. Beim ETF sind es sogar über 50 Prozent. Dabei bevorzugen wir Titel wie Roche Holding, Merck, die Allianz oder den französischen Versicherungskonzern SCOR. Aber auch hier geht es nicht ohne die US-amerikanischen Tech-Riesen wie Microsoft, Alphabet, Oracle und Co. Schließlich spielt der Total Shareholder Return (TSR) bei und eine wichtige Rolle. Diese Kennzahl umfasst die Kurssteigerung der Aktie, Dividenden, Aktienrückkäufe, Wachstum sowie die Rendite auf reinvestiertes Kapital – und damit die Summe der Erträge für einen Investor. Und die sind bei „Big Tech“ nun mal sehr ausgeprägt.
Auf der anderen Seite sollten sich Anleger vor zu viel Optimismus schützen. Auch wenn viele Indizes von Rekord zu Rekord rennen, wachsen die Kurse nicht in den Himmel. Deshalb bauen wir auf Stabilität in unseren Portfolios und haben Versicherer in Europa hoch gewichtet. So haben wir drei Titel aufgenommen: die Allianz, den französischen Versicherungskonzern SCOR, sowie Storebrand aus Norwegen. Sie alle sind starke Player in ihren Märkten und verfügen damit über Preissetzungsmacht. Auf der anderen Seite profitieren sie von den (noch) hohen Zinsen. Und nicht zu vergessen: Die Allianz, wie auch Storebrand und SCOR beteiligen ihre Aktionäre regelmäßig am Unternehmensgewinn. So liegt die Dividendenrendite der drei zwischen 4,5 und 5,2 Prozent. Was die Performance betrifft, liegt allerdings Storebrand mit einem Plus von rund 24 Prozent seit Jahresbeginn an der Spitze.
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