Man wird das Gefühl nicht los, dass einige Börsianer mit ihren Gedanken schon im Urlaub sind. Die Indizes tendieren seitwärts, und vor allem institutionelle Investoren sind in Aktien untergewichtet. Warum eigentlich?
Die Antwort ist so einfach wie gefährlich: Man will erst den Haushaltsstreit in den USA gelöst sehen, bevor man sich neu positioniert. Bereits seit Wochen streiten sich Republikaner und Demokraten um die Anhebung der Schuldenobergrenze. Nur noch rund zwei Wochen könnte es dauern, bis die USA vor einem möglichen Zahlungsausfall stehen. Aktuell liegt die Schuldenobergrenze bei etwa 31,4 Billionen Dollar. Sie wurde bereits Mitte Januar dieses Jahres erreicht. Die Grafik zeigt die durchaus bedenkliche Entwicklung der US-Staatsschulden seit der .com-Blase.
Deshalb können die USA keine weiteren Schulden aufnehmen, um die laufenden Rechnungen zu begleichen. Jetzt wird nach einem Kompromiss gesucht. Doch noch ist der nicht in Sicht. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte deshalb vor einigen Tagen an den republikanischen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, geschrieben, die Regierung werde "Anfang Juni, möglicherweise schon am 1. Juni" nicht mehr in der Lage sein, ihre Verpflichtungen einzuhalten. Auch wenn es zuletzt erste Entspannungszeichen aus dem Weißen Haus gegeben hat – gelöst ist der Konflikt damit noch nicht. Aber die Börsen reagierten schon positiv auf den leisen Hoffnungsschimmer.
Aber: Sollte es wirklich dazu kommen, dass man sich nicht einigt, befürchten viele Marktbeobachter, dass es an den Börsen zu einem wahren Kursrutsch kommt. Deshalb halten viele Akteure ihr Pulver lieber trocken. Dieser Maxime folgen auch wir in unserem Mischfonds-Mandat, dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Hier haben wir die Aktienquote gesenkt.
Das genaue Gegenteil zeigt sich in unserem ETF. Der Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value ist wie immer voll investiert. Und das mit großem Erfolg. In der Morningstar Kategorie „Aktien weltweit Standartwerte Blend“ ist er die klare Nummer 1 mit einer Performance von über 17 Prozent seit Jahresbeginn. Wie bei den aktiv gemanagten Fonds profitieren Anleger von unserem Modern Value-Ansatz. Kern des Ansatzes ist die Idee, eigentümer- oder familiengeführte „wunderbare Unternehmen“, die über einen wirtschaftlichen Burggraben verfügen, zu identifizieren. Der ETF bildet den Frankfurter Modern Value Index ab, den wir zusammen mit Solactive entwickelt haben. Darin sind 25 Titel enthalten, die auf Sicht der nächsten fünf Jahre den höchsten erwarteten Total Shareholder Return (TSR) aufweisen. Der TSR setzt sich aus Kursentwicklung, Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen des Unternehmens zusammen. Das sind dann Aktien wie Apple, Microsoft (Blog: Microsoft jetzt eine KI-Aktie? Tech-Gigant mit neuer Fantasie), oder auch Verisign, Oracle und SCOR.
Und genau diese SCOR-Aktie (Blog: Rückversicherer-Aktie SCOR punktet mit Bewertung und positiven Perspektiven) hat sich in den letzten Tagen und Wochen besonders gut entwickelt. Mehr als 10 Prozent haben die Papiere in den letzten Tagen zugelegt. Der französische Versicherer mit Sitz in der Avenue Kléber in Paris ist weltweit mit 38 Niederlassungen und mehr als 3.000 Mitarbeitern vertreten und gehört zu den TOP 5 der Branche. Und SCOR verdient gut. So konnte das Unternehmen mit den Zahlen zum ersten Quartal überzeugen und einem Gewinn von 311 Millionen Euro erzielen. Damit wurden die Analystenerwartungen massiv überboten. Beim Nettogewinn lag SCOR sogar 88 Prozent über den Konsenserwartungen. Dank Fortschritten im Versicherungsgeschäft, besserer Solvenz und neuem Management, welches das Unternehmen nach vorne bringe, sei die Bewertung günstig, heißt es in der Beurteilung der Zahlen. Der neue CEO Thierry Léger blickt deshalb auch zuversichtlich in die Zukunft. So seien die Rahmenbedingungen vielversprechend und SCOR gut positioniert in diesem Umfeld. Schon am 25. Mai wird Léger zudem die neue Strategie vorstellen. Für weitere (positive?) Überraschungen ist also gesorgt.