Nach dem guten Börsenjahr 2023 heißt es nun: Neues Jahr, neues Spiel, neues Glück. Warum nicht auf den „Aldi der Lüfte“ setzen? Aber dazu später mehr.
2024 sollte eigentlich ein gutes Aktienjahr werden. Institutionelle Anleger gehen nämlich mehrheitlich optimistisch ins kommende Jahr – dies zeigen die jüngsten Ergebnisse des letzten Fundmanager Surveys von Bank of America Merrill Lynch. Zwar rechnen die meisten Befragten mit abnehmendem Wirtschaftswachstum, doch erwarten zwei Drittel von ihnen keine Rezession der Weltwirtschaft. Fast 90 Prozent rechnen mit niedrigeren Zentralbankzinsen und 60 Prozent mit niedrigeren Anleiherenditen. Entsprechend haben die Befragten ihre Portfolios wieder etwas risikoreicher ausgerichtet, nachdem sie zunächst überwiegend defensiv positioniert waren. Seit Anfang 2022 haben nicht mehr so viele Anlageprofis angegeben, Aktien übergewichten zu wollen.
Doch: Zu viel Optimismus kann auch zu herben Enttäuschungen führen. Was passiert, wenn die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks die Zinsen nicht in dem Maße senken, wie dies vom Markt erwartet wird und bereits eingepreist ist? Wir sind da schon heute vorsichtig und machen einen Bogen um Zykliker. Oder: Was passiert, wenn sich die geopolitische Lage nicht nur in der Ukraine oder im Nahen Osten weiter verschärft, sondern irgendwo anders auf der Welt neue Konflikte aufflammen? Wenn sich die Konjunktur doch nicht wie erhofft erholt, oder die Inflation wieder steigt? Dies gilt besonders für Deutschland. Volkswirte prognostizieren eine steigende Teuerung bereits für diesen Januar. Konkret würden die neuen Maßnahmen der Bundesregierung und die sich verschärfende Lohn-Preis-Spirale die Inflation auf vier Prozent treiben.
Und noch etwas: Was ist, wenn urplötzlich ein „Schwarzer Schwan“ auftaucht? Die Börse versteht darunter völlig unwahrscheinliche, plötzliche Ereignisse, die schlimmstenfalls das Potenzial haben, unser Weltbild aus den Angeln zu heben. Der Begriff geht übrigens auf den römischen Satiriker Juvenal zurück, der um das Jahr 60 nach Christus geboren wurde. Juvenal verwendete den Begriff, um eine treue Ehefrau als einen seltenen Vogel zu beschreiben, der einem schwarzen Schwan ähnelt. Der Glaube, dass es den schwarzen Schwan gar nicht gibt, hielt sich in Europa noch bis in das 17. Jahrhundert hinein. Die Entdeckung schwarzer Schwäne in Australien galt als zoologische Sensation. In der Finanzwelt hat der Finanzmathematiker und Autor Nassim Nicholas Taleb diesen Begriff geprägt, um große Crashs an den Finanzmärkten zu beschreiben, wie etwa Ereignisse wie 9/11, die Finanzkrise, Fukushima oder Covid-19.
Aber lassen wir den Ausflug in die Antike. Bleiben wir im Heute. Wie steht es um die Rückschlaggefahr bei hochbewerteten Titeln wie einigen US-amerikanischen Tech-Werten? All das sind potentielle Gefahren für die Märkte. Und damit dürfte schon heute klar sein: An den Börsen wird es auch in diesem Jahr wieder volatil zugehen. Das ist aber nichts Neues. Das ist fast jedes Jahr so. Das ewige Auf und Ab. Also „business as usual“? Doch bleiben wir erst einmal positiv. Da sind zum einen die US-Konzerne, die ihre Aktionäre mit Aktienrückkaufprogrammen verwöhnen. Nach einer gewissen Zurückhaltung im ersten Halbjahr 2023 stocken sie ihre Buybacks weiter auf oder legen neue Programme auf. Insbesondere Unternehmen wie GM oder ExxonMobil, die vor strukturellen Herausforderungen stehen, investieren ihre liquiden Mittel in solche Programme, die für den Aktionär Vorteile bringen (US-Konzerne stocken Aktienrückkäufe kräftig auf).
Und noch etwas Positives: Der Bereich Künstliche Intelligenz wird auch in diesem Jahr einer der Haupttreiber an den Börsen und in der Wirtschaft sein. Davon sollten auch unsere Mandate wie der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und der Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value profitieren, sie sind mit Titeln wie Microsoft und Adobe dabei. Hier dürfen die Aktien auch mal höher bewertet sein. Microsoft mit einem einstelligen KGV – das kann man schlicht und einfach vergessen (Beitrag: Microsoft jetzt eine KI-Aktie? Tech-Gigant mit neuer Fantasie).
Um einen gewissen Risikoausgleich zu schaffen, setzen wir aber auch auf Versicherer wie die französische SCOR oder die Allianz. Auch die Billigfluglinie Ryanair, der „Aldi der Lüfte“, ist interessant (Beitrag: Ryanair startet weiter durch). Hier macht Konzernchef Michael O‘Leary einen Super-Job. Sein Unternehmen bietet Flugpreise an, dafür bekommt man bei der Lufthansa nicht mal die begleitenden Dienstleistungen. Und trotz der niedrigen Preise macht Ryanair sogar Gewinne, sodass jetzt Dividende gezahlt und ein Aktienrückprogramm aufgelegt wird. Nicht zu vergessen: Das Unternehmen entschuldet sich und die Bilanz sieht richtig gut aus. Zudem hat Ryanair eine der modernsten Flotten im internationalen Vergleich. Mit einer Passagierauslastung von 93 Prozent beförderte Ryanair insgesamt 169 Millionen Passagiere. Das liegt deutlich über den Vor-Corona-Zahlen von 149 Millionen Passagieren. Der Umsatz pro Passagier konnte auf 64 Euro gesteigert werden. Das entspricht einem Anstieg von rund 10 Prozent bezogen auf die Vor-Corona-Niveaus. Gleichzeitig waren die Kosten pro Passagier (ohne den Treibstoffanteil) mit 31 Euro sogar noch niedriger. Auch wenn die Aktie im vergangenen Jahr schon rund 50 Prozent gestiegen ist, muss das perspektivisch noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein, zumal das KGV bei unter 10 liegt.